Gregor Keuschnig - 18. Mai, 08:53

Der Appell an den Ethos ist löblich, aber gerade in einer emotional aufgeheizten Stimmung - so fürchte ich - wird er zu oft verhallen. Will sagen: Wer Pyrotechnik auf den Rängen abbrennt wird das Ding vielleicht auch irgendwann werfen, wenn er sich provoziert fühlt - und dieses "Gefühl" der Provokation kann eben ganz schnell auftreten. Appelle daran, sich "zu kontrollieren", sind bei einigen eben fruchtlos. Das muß man einfach als Tatsache feststellen. Daher ist es z. B. entschieden zu befürworten, dass sämtliche Pyrotechnik verboten wird.

Offensichtlich ist aber ein Verbot in der Praxis ungemein schwierig umzusetzen. Wenn man vor den Stadien nicht Wartezeiten wie bei Transatlantikflügen in Kauf nehmen will, muss man mit anderen Sanktionen Respekt erzeugen. So hätte ich nichts dagegen, wenn die Bengalos auf irgendeine Art und Weise mit Wasserwerfern gelöscht würden (bei vorübergehendem Spielabbruch natürlich). Auf grobe Klötze gehören zuweilen auch grobe Keile. Auch Stadionverbote ließen sich umsetzen - die Personalisierung der Eintrittskarten ist zwar mühselig, aber machbar. Ferner müssten die Vereine (oder, besser, die DFL) die Kosten der Polizeieinsätze übernehmen, die über das normale Maß hinaus gehen. Es kann nicht angehen, dass Balltreter Millionengehälter bekommen, zum Teil marode Städte jedoch Polizeieinsätze und Überstunden bezahlen müssen. - Diese These vertrete ich übrigens schon seit meiner Jugend: Meine Wohnung war genau in der Mitte zwischen Hauptbahnhof und Bökelstadion - da konnte man so einiges sehen und bei vielen Vereinen war es besser, samstags nach 12 Uhr nicht mehr auf die Straße zu gehen.

Hieraus resultiert auch meine Sorge, die Aktionen der sogenannten Jubelstürme zu verharmlosen. Ja, es war Jubel (mit Bengalos übrigens - dabei zeigte sich nach dem Abpfiff ein offenbar zeitweilig gehirnamputierter Düsseldorfer Kapitän mit eben einem solchen Bengalo). Aber weiß ich das, wenn eine Horde Fans auf den Platz stürmt? Ich habe früher zwei Mal solche Aktionen in Mönchengladbach auf der Straße erlebt. Man geht gegen 20 Uhr über die Straße und plötzlich kommen Gladbacher Fans und die von der Auswärtsmannschaft aufeinander zugelaufen. Ich selber mittendrin. Wenn ich fliehe, werde ich von einer Gruppe als der "Gegner" erkannt und ziehe evtl. Interesse auf mich. Also bin ich stehengeblieben. Passiert ist nichts, obwohl einmal Steine flogen. Schön ist aber anders. Und ich will das nicht haben. Weder im Stadion noch "draußen".

Ja, es redet keiner von Karlsruhe-Regensburg mehr und alle von Düsseldorf-Hertha. Das ist falsch und oberflächlich, aber eben medienimmanent: Wo die Kameras stehen, wird gesendet. Und das bleibt. Und natürlich tragen auch die medien durch das permanente Anheizen von Stimmungen ("Endspiel"; "Schicksalsspiel") zu einer Emotionalisierung bei, mit der einige eben nicht fertig werden. Auch hier wäre eine Abrüstung nötig. Ich wäre auch dafür, die Relegationsspiele wieder abzuschaffen.

Desweiteren sollte man endlich von seiten der Vereine und der DFL Maßnahmen ergreifen, solche Übergriffe richtig zu sanktionieren. Dazu gehören Geisterspiele und auch Punktabzüge. Distanzierung und Wortgeplänkel reichen nicht mehr. Geld für die entsprechenden Maßnahmen gäbe es im Übermaß. Ich erwarte, dass hier - auch im Interesse derjenigen, die sich für Fußball nicht die Bohne interessieren und zum Teil nicht zumutbare Einschränkungen zu ertragen haben - endlich gehandelt wird.

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