@rammc (Gast) - 4. Sep, 08:20

Was können die Vereine tun?

Ich denke du hast in vielen Punkten die richtigen Worte getroffen, dennoch möchte ich die Chance nutzen vielleicht ein oder zwei Gedanken ergänzen. Du schreibst davon, dass Anhänger des Fußballs "spielenden Menschen zu objektifizieren, ihn zu entmenschlichen und ihn so seiner Grundrechte zu berauben."

An diesem Punkt gebe ich dir vollkommen recht, aber das hört nicht nur bei der eigenen Mannschaft auf, sondern fängt auch beim abgrundtief ausgetretenem Hass gegenüber der 'anderen Mannschaft' an. Mittlerweile geht der ausgetragene 'Kampf' - sei es im Internet, im Stadion oder wie der Fall Kadlec zeigt viel zu weit. An dieser Stelle setzt eine Verrohung ein, die schlussendlich auch die 'eigene Mannschaft' treffen kann, sollte wie von dir beschrieben die erhoffte/erwartete Leistung nicht erbracht werden.

Natürlich neckt man gerne den Stadtrivalen, Meisterschaftskonkurrent oder den vermeidlichen Retortenclub. Aber die Grenze zwischen 'sportlicher Abneigung' und 'ausgelebten Hass' ist fließend. Und dieser lässt sich natürlich in der Gruppe viel leichter praktizieren, denn dort wird Hass toleriert oder sogar im schlimmsten Fall bekräftigt.

Es baut sich natürlich auch ein enormer Druck in den Medien auf die Spieler und Fans auf. Zweite Plätze sind Misserfolge. Ein unglücklicher Saisonstart einer jungen Kölner Mannschaft ist quasi schon der Abstieg. Spieler, die den Verein alleine in die EL geschossen haben und am Wochenende vom Elfmeterpunkt scheitern, werden als 'die größten Deppen' der Nation dargestellt. Die Beispiele lassen sich beliebig fortführen. Dieser Druck zeigt dementsprechend Wirkung: Ich habe vor Kurzem ein Interview mit Florian Mayer (DFB Schiedsrichter) gelesen, der meinte sinngemäß: "Bei JEDEM Bundesligaspiel hat man mittlerweile den Eindruck als sei es ein Endspiel". Das beeinflusst natürlich das Verhalten von Spieler und Fans.

Und an dieser Stelle reicht es mir nicht zu sagen: "99% der Fans sind friedlich". Oder wie Klaus Allofs bei Sky90 sagte: "Die normalen Fans müssen dazwischen gehen". Ich war vor einigen Jahren bei der ersten Pokalrunde zwischen Erfurt und dem FC Bayern. Einige Erfurter Fans beleidigten die ausländischen Spieler Altintop und Ze Roberto(?) weit unter der Gürtellinie - in menschenunwürdigster Form. Aber alleine mir fehlte der Mut um aufzustehen gegen eine "gefühlte Übermacht".

Ich glaube wir brauchen sinnvolle Lösungen. Die die Bedeutung des Fußballs wieder auf ein 'normales' Maß reduzieren. Denn es bleibt immer noch ein Spiel. Aber ob das von den Verantwortlichen der Clubs gewollt wird, ist die Frage. Denn sie sind es die auch davon profitieren, wenn die lokalen/nationalen Medien ein Spiel im Vorfeld ins überirdische heben.

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