Mittwoch, 20. Juli 2011

Sag mal, Kicker,

können wir uns darauf einigen, dass nicht Dein Ziel sein kann, auf dem journalistischen Niveau, oder besser gesagt: Nicht-Niveau der Bild-Zeitung und des Express herum zu krebsen? Dass sowohl die sprachliche als auch intellektuelle Messlatte, die es zu überschreiben gilt, in weit luftiger Höhe liegen sollte, will man für Euch den Griffel schwingen? Ja? Ich mein, so sonderlich viel verlangt ist das ja nicht, das ist, um mal ein sportliches Bild zu bemühen, ja ungefähr so, als erwarte man von einer Fußballmannschaft, die in der ersten Liga spielen möchte, dass sie sich sportlich besser präsentiert als eine Mannschaft aus der untersten Kreisklasse. Das sollte doch hinzukriegen sein, oder?

Dann allerdings hab ich eine Frage. Ihr habt Euch ja nun, analog zu Bild Köln, Express und Kölner Stadt-Anzeiger, des "Binden-Kriegs" beim 1. FC Köln angenommen. Ihr gestattet, dass ich kurz jenen Lesern meines Blogs, die sich nicht mit Kölner Belanglosigkeiten beschäftigen, kurz erkläre, worum es geht? Danke.

Der neue Kölner Trainer Ståle Solbakken hat schon bei seinem Arbeitsantritt in Müngersdorf kundgetan, dass er sich bis zum Pokalspiel gegen Wiedenbrück die Zeit nehmen wird, erst einmal die Mannschaft kennenzulernen, bevor er festlegt, wer Kapitän ist. Im Kontext seiner bisherigen Handlungen und Äußerungen ein durchaus stimmiger Akt, der Mann scheint viel Wert auf Kommunikation zu legen. Die Entscheidung, wer auf dem Feld sein verlängerter Arm ist, ist durchaus eine taktische, dies kombiniert, dass er eben in der Tat erst das Mannschaftsgefüge kennen lernen muss, alles also keine große Sache.

Naja, doch. Jedenfalls, wenn man Bild und Express glaubt, ein Fehler, den leider immer noch viele Menschen täglich und deutschlandweit machen. Seit ungefähr zwei Wochen vergeht kein Tag, an dem dieser banale Umstand nicht genutzt würde, um einen neuen, möglichst niveaulosen und peinlichen Artikel zu schreiben. Schmerz- und lachhaft, aber gut, sollen die Kinder halt spielen, wir Erwachsenen müssen uns darum ja nicht weiter kümmern. Solange sie sich um solche Banalitäten kümmern, können sie wenigstens nichts Wichtiges kaputtmachen.

Dass Du, lieber Kicker, dann auch auf den fahrenden Zug aufspringst und die Kapitänsfrage ansprichst, ist ja auch gar nicht schlimm. Da kann man ja tatsächlich mal ganz sachlich drüber reden, welche Aufgaben ein Kapitän im System Solbakkens denn spielt und wer taktisch, sportlich und aus mannschaftsinterner Sicht dafür in Frage kommt. Kann man machen.

Aber dann ist da ein Satz über den bisherigen Bindenträger Podolski, der so ungeheuer schmerzhaft ist, lieber Kicker, dass ich nur hoffen kann, dass derjenige, der ihn verbrach, geohrfeigt wurde und mit lebenslangem Berufsverbot versehen wurde. "Podolski soll beobachtet worden sein, wie er das Stückchen Stoff am Oberarm des 22-Jährigen argwöhnisch beäugte". (Der 22-Jährige ist Kevin Pezzoni, der bei einem Testspiel Kapitän war). KICKER! Hallo? Jemand zu Hause? Soll beobachtet worden sein, wie er eine Kapitänsbinde argwöhnisch beäugte? Ich mein.. also... mit einer Antwort kann ich wohl nicht rechnen, da Du verständlicherweise gerade in der Ecke sitzt und vor Scham heulst.. aber - das wirst Du doch wohl hoffentlich nicht ungestraft durchgehen lassen?

Freitag, 15. Juli 2011

Eine Erfolgsmeldung und ein neues Rätsel.

Vor fast anderthalb Jahren fragte ich einen mir unbekannten Leser meines Blogs, ob er mir vielleicht - im Gegenzug zu der Beantwortung einer von ihm gestellten Frage - helfen könne. Ich vermisste das Bild, welches von mir eigenhändig aus dem Kicker ausgeschnitten war und lange an meiner Pinnwand hing und Spieler des 1. FC Köln in München zeigte, die Polonaise tanzend ihren Sieg feierten. 1998 war dies, allerdings brachten die 3 Punkte auch nichts, denn am Ende der Saison stand bekanntermaßen der erste Abstieg. Irgendwann war es dann weg, das Bild und ich hatte keine Ahnung, wo es verschwand.

Das Rätsel hat eine Lösung gefunden, in einer staubigen Kiste fand ich es im Zuge einer kleinen Renovierung, Dirk Schuster, Karsten Baumann, Bodo Schmidt, Rene Tretschok, Dorinel Munteanu und Thomas Cichon trugen hübsche Trikots und das strahlende Lächeln des Überraschungssiegers auf den Lippen.



Schön, nech?

Außerdem fand ich noch anderes: Diesen Aufkleber zum Beispiel. Ein antikes Stück, wie man unschwer erkennen kann. Aber wie das so ist, mit den Rätseln unseres Lebens: Kaum ist eines gelöst, kommt schon das nächste daher - Was mach ich bloß mit diesem formschönen Aufkleber? Aufkleben? Klebt der überhaupt noch? Und wäre es nicht zu schade, den irgendwo hin zu kleben? In circa zwanzig Jahren ist der doch bestimmt drölf Fantastilliarden wert. Fragen über Fragen.

Sonntag, 26. Juni 2011

¡Adiós Millonarios!

Irgendwo in der Nähe von Comodore Rivadavia, in der unendlichen Ödnis Patagoniens. Wir sitzen in einem Überlandbus, zwei Ausländer unter circa vierzig Argentiniern, mittelfristiges Ziel Feuerland. An einer unscheinbaren Straßenkreuzung wird der Bus von einer Polizeistreife angehalten, es gibt ein kurzes Gespräch zwischen Busfahrer und Polizeibeamten, der schließlich in den Bus steigt und langsam durch die Reihen geht. Hier und dort bleibt er stehen um ein paar Fragen zu stellen, bis er schließlich bei mir angelangt ist. Diese Polizeikontrollen der Überlandbusse sind nichts allzu ungewöhnliches, auch wenn sie eher selten stattfinden. Mit übellaunigem Ausdruck spricht der Polizist mich an, mein rudimentäres Spanisch und seine Sprachgeschwindigkeit sowie sein Dialekt beschließen sofort keine Freunde zu werden, aber ich bin vorbereitet und fische das erwartete Wort Pasaporte aus seinem Redeschwall.
Während er mit ernstem Gesicht meinen Ausweis studiert werde ich leicht nervös, argentinische Polizisten haben nicht unbedingt den allerbesten Ruf. Bis dahin gab es keinerlei Problem - auch auf der weiteren Reise wird es keine geben - aber nun ja, er guckt sich ziemlich lange meine Papiere an. Schließlich blickt er mich an und stellt die Frage. Bei allerbestem Willen - ich habe keine Ahnung, was er von mir will, ein Umstand, der ihm durch das große Fragezeichen in meinem Gesicht veraten wird. Er fragt erneut, etwas ungehaltener, leider nicht weniger schnell oder undeutlich. Ich verstehe immer noch nur estación und zucke mit den Schultern um ihm zu verdeutlichen, dass ich nicht weiß was er von mir will. Ein drittes Mal wiederholt er die Frage, diesmal mit Zuhilfenahme der Hände, die jedoch Zeichen in die Luft malen, die ich leider ebenso wenig deuten kann. Mittlerweile ist auch das leise Geschnatter um mich herum verstummt, die Mitreisenden, so kommt es mir vor, sind von der Angespanntheit des Polizisten angesteckt und blicken ebenso erwartungsvoll auf mich wie er.
Schließlich hat er die Nase voll von diesem dummen Touristen, der offenbar nicht einmal die einfachsten Fragen versteht und wiederholt sie ein weiteres Mal, diesmal allerdings auf das Wesentliche reduziert und die Zeichen seiner Hände langsam und deutlich wiederholend: ¿Boca - die Hände malen einen Brustring auf sein imaginäres Trikot - o River? - nun zeichnen sie eine Schärpe.
Ich bin erleichtert, endlich hab ich ihn verstanden, doch die Erleichterung währt nur kurz, denn seine Miene und die gespenstische Stille um mich herum verraten: Die Frage zu verstehen reicht nicht, auf die richtige Antwort kommt es an. ¿River o Boca? - auf diese Frage weiß nahezu jeder fußballinteressierte Argentinier eine Antwort, selbst wenn sein Herz für eine ganz andere Mannschaft schlägt. Der Superclásico hält das ganze Land in Atem, niemand der nicht hinsieht, niemand der sich nicht für eine Seite entscheiden würde. Diese beiden Mannschaften, die beide aus dem Hafenviertel La Boca stammen, auch wenn River Plate schon lange in den schicken Stadtteil Núñez gezogen ist und seit 1938 seine Heimspiele im benachbarten Nationalstadion El Monumental abhält, sind das Nonplusultra im argentinischen Fußball, selbst dann, wenn einer der beiden mal eine längere Durststrecke in Sachen Titelgewinn durchmacht.

River Plate hat viele Titel gewonnen in der 110jährigen Geschichte des Vereins. 33 Meistertitel, insgesamt 68 offizielle Titel national und international, der mit Abstand Führende der ewigen Tabelle der argentinischen Liga, nie abgestiegen.
Bis heute. Die beiden Relegationsspiele gegen Belgrano aus Belgrano konnte River nicht gewinnen und so muss der national erfolgreichste Verein Argentiniens erstmals den Gang in die Nacional B antreten - und das obwohl die Abstiegsregeln einstmals extra so kompliziert konzipiert wurden, damit genau dies nicht passiert. Doch zwei extrem schlechte Vorsaisons sorgten für einen sehr schlechten Quotienten, der wiederum dafür... egal, kompliziert. ¡Adiós River!

...

Ich überlege kurz, ob ich versuchen solle, dem Polizisten klar zu machen, dass ich, wenn ich mich für einen argentinischen Verein entscheiden müsse, Independiente wählen würde, aber ich weiß, dass dies keine geltende Antwort wäre. ¿River o Boca? sieht nicht vor, dass ein dritter argentinischer Verein genannt wird. Also schüttelte ich den Kopf und radebreche daher, dass ich ja nur den einen Verein möge, den FC Cologne aus Alemania. Der Polizist gibt auf, vermutlich beschließt er in diesem Moment, dass Touristen merkwürdige Menschen sind, die zu verstehen es sich nicht lohnt, gibt mir meinen Ausweis wieder und zieht von dannen. Die verwirrten Blicke der Mitreisenden bleiben.

Montag, 6. Juni 2011

Der Flügel und Podolski oder auch: Der Feind in seinem Rücken

Das Spiel ist jedes Mal dasselbe: Wenn die deutsche Nationalmannschaft spielt und Lukas Podolski in ihren Reihen steht, ist das Gejammer groß: Die Defensivarbeit des Kölners sei unter aller Kajüte, das Zusammenspiel am linken Flügel nicht existent und die Laufarbeit nicht ausreichend. Das Ergebnis ist ein defensiv anfällig linker Flügel, und da, wir alle wissen, die Verteidigung vorne beginnt, ist der Schuldige leicht ausgemacht: Podolski, Lukas.

Nun gilt es zwei Dinge vorauszuschicken, die ich vermutlich nicht vorausschicken bräuchte, es sei trotzdem getan: Natürlich ist mir bewusst, dass ich bei der Beurteilung der Leistung Podolskis die rot-weiße Brille aufhabe, wer selbst eine solche auf der Nase trägt - ob nun in wunderschönem rot-weiß oder abgrundtiefgrunzhäßlichen anderen Farben - wird wissen, dass eine solche nicht einfach so abzusetzen ist, bei allem Bemühen um Objektivität.
Und natürlich ist Lukas Podolski, einstmals Stürmer, in der Nationalmannschaft offensiver linker Außen, kein Verteidiger. Wird er auch niemals sein, sicherlich.

Trotzdem halte ich die These vom defensivfaulen Podolski für Kokolores. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen sehe ich Podolski regelmäßig im Trikot des 1. FC Köln, und sehe ihn dort - umgeben von Spielern, denen das trickreiche, schnelle Spiel meistens eher weniger liegt - arbeiten. Nach vorne, nach hinten, seitwärts. Natürlich hat er auch dort immer noch jene typischen Podolski-Spiele, in denen er früh den Eindruck gewinnt, heute würde ihm wohl wenig gelingen und in Folge auch wenig versucht, doch diese lethargischen Spiele werden weniger.
Das zweite Argument ist schlagkräftiger, meines Erachtens jedenfalls, Gegenrede ist wie immer willkommen:
Zu einer gelungenen Defensivarbeit gehören - tatatata, Ladies and Gentleman, please welcome: The glorious Allgemeinplatz - alle elf Spieler. Zu einem gelungenen Defensiv- und Zusammenspiel auf einem Flügel gehören mindestens zwei Spieler, sofern wir denn über ein 4-2-3-1 oder Ähnliches reden. Neben dem offensiven linken Außen ist dies - oho! - der defensive linke Außen.

Außenverteidiger, linker. Nationalmannschaft. Wir denken scharf nach und landen bei Marcel Schmelzer, der nicht nur, mehr schlecht als recht, am vergangenen Freitag gegen Österreich auf dieser Position spielte, sondern auch in den beiden vorangegangenen Spielen, in denen Podolski mitwirkte. Und sonst so?

Ich bin mal nicht so und helfe nach. Alle linken Verteidiger der Nationalmannschaft aus Spielen, in denen a) Podolski mitwirkte und b) seit der Umstellung auf ein 4-2-3-1 System, also seit der Europameisterschaft 2008 (Es gab einige wenige Ausnahmen, in denen Podolski zweite Spitze spielte, die habe ich rausgelassen):

Phillip Lahm - 10 Spiele
Jérôme Boateng - 4 Spiele
Holger Badstuber - 4 Spiele
Marcel Schmelzer - 3 Spiele
Dennis Aogo - 3 Spiele
Heiko Westermann - 3 Spiele
Marcell Jansen - 3 Spiele
Marcel Schäfer - 3 Spiele

Das ist, ohne dem einen oder anderen zu Nahe treten zu wollen, eine Liste des Gruselns. Ich bin sicher, Schmelzer oder Boateng, vielleicht auch Aogo werden noch zu einem Außenverteidiger internationalen Ranges werden, aber eben: Sie werden werden. Nicht: Sie sind. Dass Lahm, ohne jede Konkurrenz der beste Außenverteidiger Deutschlands seit der zähneknirschenden Aufgabe des Liberos, diese Position mit Abstand am häufigsten spielte, sagt alles, ist doch eigentlich die rechte Außenverteidigerposition seine Bessere und Geliebtere.
Der eine oder andere wird möglicherweise noch zu einem guten - also: internationales Niveau - Innenverteidiger (Badstuber, Boateng) oder ist ein brauchbarer solcher (Westermann), aber linke Verteidiger sind sie nicht.

Was ich also sagen will: Podolskis Defensivarbeit ist sicher noch verbessungswürdig, der Mann ist ja schließlich gerade eben erst 26 geworden. In der Beurteilung des defensiven Spiels auf dem linken Flügel in der Nationalmannschaft möge man bitte nicht übersehen, dass dort im Defensivverbund in der Regel jemand steht, der dort (noch) nicht hingehört und selbst Hilfe braucht, statt Hilfe zu bieten. Nicht umsonst gehören die Spiele, in denen Phillip Lahm diese Position besetzte zu den besten Podolskis im Nationaltrikot.

Freitag, 27. Mai 2011

[Infografikmassaker] Finaaale Ohoh - Wo?

[Update 29.5.11: Die dankenswerterweise in den Kommentaren aufgezeigten kleinen Fehler sind verbessert, sowie der FC Barcelona als diesjähriger Sieger nachgetragen]

Wie ich ja anläßlich des einen oder anderen Infografikmassakers schon erwähnte, haben die meisten Infografikmasskerideen ihren Ursprung in wilden Kneipendiskussionen zu fortgeschrittener Stunde. Diesmal ist alles anders, die Idee für diese kleine Grafik nämlich ereilte mich per Email. Gestern Vergangene Woche Vor fast einem halben Jahr war es, dass mir unser aller Trainer die Idee unterbreitete, doch mal was zu den Austragungsorten der Europacupfinals zu machen. Ein hübscher Gedanke, wie ich fand, auch wenn er zu jenem Zeitpunkt aufgrund vielschichtiger andersweitiger Verpflichtungen nicht durchführbar war. Vor meinem inneren Auge erstanden Wahrzeichen, das Kolosseum in Rom, die Marienkirche in München, das Belgrader.. ähm.. die Gelsenkirchener.. na... öhm. Nicht immer ist der erste Gedanke ein guter Gedanke.

Dann war da der landesweit bekannte Choleriker aus München, der immer wieder mal von seiner Fußballmannschaft forderte, sich unbedingt für die kommende Champions League-Saison qualifizieren zu müssen. Aus verschiedenen verständlichen Gründen. Und eben auch, da der Austragungsort des Champions League-Finales der kommenden Saison eben München heißt. Und was gebe es schöneres, als die begehrteste europäische Trophäe auf Vereinsniveau im eigenen Stadion zu gewinnen? So wie einst... ähm.. ja?

Dank dieser kleinen Infografikmassakergrafik ist es dem geneigten Leser nun möglich, die Antwort auf diese Frage hopplahopp aus dem Ärmel zu schütteln: 1956/57 gelang dies Real Madrid und 1963/64 Inter Mailand. Nicht allzu oft also, möglicherweise hat Herr Hoeneß die Notwendigkeit dieses Unterfangens ein klein wenig übertrieben, was ja sonst gar nicht seine Art ist.
Das Kunststück, den Pokal der Landesmeister / die Champions League im eigenen Land zu gewinnen, gelang hingegen mehreren Mannschaften: Manchester United und der Liverpool FC gewannen im Londoner Wembley-Stadion (den Engländern ist es natürlich unmöglich im eigenen Stadion zu gewinnen, da, wie auch in Frankreich, alle Endspiele im Nationalstadion stattfinden - 02/03 war eine Ausnahme, die dadurch zustande kam, dass das Wembley-Stadion zu jener Zeit in Schutt und Asche lag, um dem Neubau zu weichen), Ajax Amsterdam gewann 71/72 im Rotterdamer De Kuip, der BVB aus Dortmund 96/97 in München und Juventus Turin 95/96 in Rom.

Und noch etwas tritt durch diese Grafik zu Tage: Drei Vier Mannschaften glückte das Kunststück, den Titel zu verteidigen, wenn er das nächste Mal in der Stadt vergeben wurde, in der sie ihn zuvor gewann: Real Madrid in Brüssel, dem AC Milan in Athen, Liverpool in Rom und der FC Barcelona in London. Barcelona hat die Chance, sich am morgigen Samstag in diese illustre Gruppe einzureihen. Und Dortmund hat sich zumindestens die Chance gesichert, das gleiche zu tun, nächstes Jahr im Mai.

Ein paar Worte zur Legende: Die Größe des Stadtwappens - sowie des Kreises auf der Karte - zeigt an, wie oft die jeweilige Stadt Final-Gastgeberin war.
Die Städtenamen sind auf Deutsch, bei den Stadion- und Vereinsnamen habe ich mir Mühe gegeben, sie in der jeweiligen Landessprache aufzuschreiben. Stadien, die umgebaut und/oder umbenannt wurden, sind dementsprechend gekennzeichnet, Stadienneubauten neu aufgeführt.

Eine Frage hätt ich noch: Warum war Wien zwischen 87 und 95 dreimal Gastgeber? Gibt es für dafür eine nachvollziehbare Erklärung?


Nach dem Klick öffnet sich die Grafik in größerer Ansicht.





Weitere Infografikmassaker:
Ausländische Spieler beim 1. FC Union Berlin
Europäische Pokalsieger nach Ländern.
Saisonübersicht des 1. FC Köln 2009/10
Where the money's at: Import & Export.
Top Fünf Platzierungen seit Beginn der Bundesliga
Alle deutschen Europacup Siege & Finalteilnahmen
Alle deutschen Meister

Dienstag, 24. Mai 2011

Identität und Gnadenbrot

Das Geraune ist groß. Die Empörung auch. Altgediente Helden werden vom Hof gejagt, die Volksseele wütet und schreit.
Die Rede ist von Thomas Häßler, Matthias Scherz und Dirk Lottner. Diese drei ehemaligen Spieler, so berichten die stets um sachliche Aufklärung bemühten Kölner Medien, werden in Zukunft nicht mehr in Lohn und Brot beim 1. FC Köln stehen. Das taten sie nämlich nach Karriereende, wenn auch im Falle Häßler über den Umweg Nigeria. Nun ist Icke Techniktrainer, Matthias Scherz verantwortlich für Spielerentwicklung und Karriereplanung im Nachwuchsbereich und Dirk Lottner war Trainer der U17 bis er unter Frank Schaefer, dessen Zukunft ebenfalls ungeklärt ist, Co-Trainer der ersten Mannschaft wurde. Als solcher ist unter Solbakken, der seinen eigenen Co-Trainer mitbringt, kein Platz mehr für ihn.
In der Kasse des FC, so die in den Berichten mitgelieferte Begründung, klafft ein großes Loch und der Sparzwang diktiere diese Personalpolitik.

Die Empörung, das liegt auf der Hand, speist sich aus einer durch diese mutmaßliche Personalpolitik wahrgenommene Schwächung der Vereinsidentität. Alte Helden stellen eine Bindung dar, zu besseren Zeiten, insbesondere aber auch zum Heimatsgefühl, welches ein Verein vermittelt und welches für viele Fans von großer Wichtigkeit ist.
Und FC-Helden sind die drei genannten allemal, auch wenn ich zugeben muss, dass ich es Dirk Lottner bis heute nicht verzeihen kann, dass ihm sein plötzlicher Starstatus damals nach der ersten erfolgreichen Aufstiegssaison unter Lienen wichtiger als der Erfolg der Mannschaft war und er mit seinem leider gewonnenen Machtkampf gegen Lienen hauptursächlich für den zweiten Abstieg verantwortlich war. Aber solche Feinheiten verwirren nur und werden gerne ausgeblendet - der Mann spricht kölsche Tön, der is ne Held. Doch genug davon, ich echauffiere mich beim Thema Lotte immer zu sehr.

Natürlich sind die Drei - wie übrigens auch Paul Steiner, der als Scout ebenfalls auf dieser "Abschussliste" steht; der bekannteste "WM Tourist von 1990", der 291 mal für den FC auflief, der aber offenbar keinen Heldenstatus genießt, denn sein Name wird in den Empörungsreden selten genannt - natürlich sind diese drei verdiente und große Spieler (also, naja.. Lottner...) des 1. FC Köln. Und natürlich sind sie in der Lage Identität zu stiften und natürlich ist der Verein verpflichtet, ihnen Dankbarkeit zu zeigen.

Aber reicht "Dankbarkeit" als Einstellungsmerkmal? Wer möchte beurteilen können, ob Paul Steiner ein guter Scout ist? Icke Häßler wird auf alle Zeiten einer meiner ganz persönlichen Fußballgötter bleiben, und als Mensch - soweit ich das aus der Entfernung beurteilen kann - schien er mir immer sehr sympathisch zu sein - aber als Trainer, mit den modernen Anforderungen an Methodik und Pädagogik, kann ich ihn mir nicht vorstellen. Den Aufgabenbereich eines Verantwortlichen für "Spielerentwicklung und Karriereplanung im Nachwuchsbereich" kann ich mir nicht genau vorstellen, ob Mattes Scherz diese Aufgabe erfüllen kann, weiß ich noch viel weniger. Sind diese Jobs also nichts weiter als ein Gnadenbrot für verdiente Spieler, das moderne Äquivalent zum früheren Kiosk, der so manchen ehemaligen Spieler nach seiner Karriere erwartete?

Ja, natürlich, wie schon gesagt: Dankbarkeit ist wichtig. Dafür zu sorgen, so weit man kann, dass diese Spieler, die lange viel für den Verein gegeben haben, nicht unter die Räder kommen, wie so manch anderer ehemaliger Fußballprofi, auch. Aufgaben im Verein, die wichtig sind für die sportliche Weiterentwicklung, aber jemanden anzuvertrauen, dessen einzige Qualifikation es möglicherweise - wie gesagt: wirklich beurteilen kann ich es nicht, ebenso wenig wie jene, die sich echauffieren - ist, vor 20 Jahren brillante Pässe gespielt zu haben oder vor 25 Jahren eine Abwehr organisiert zu haben, klingt in meinen Ohren wenig sinnvoll.

Ich kann jeden verstehen, der Icke, Mattes, Lotte und Paul gerne als Identifikationsfiguren im Verein hätte, auch für mich sind sie dies auf eine gewisse Weise. Wer sich nun allerdings empört und Gift und Galle spuckt, möge bitte beim nächsten misslungenen Scouting, bei der nächsten misslungenen Flanke oder beim nächsten Jugendspieler, der die Rheinseite wechselt, schweigen und sich daran freuen, dass Steiner, Häßler und Scherz einen Job gefunden haben.

P.S.: Da die Empörung, wie gesagt, auf Zeitungsberichten beruht, ich aber keine Lust habe mich schon wieder mit der Kölner Presse auseinanderzusetzen, hier ein paar Fakten: Am 12. Mai gab der FC bekannt, dass die Verträge von Paul Steiner und Matthias Scherz nicht verlängert werden. Thomas Häßler ist beim FC Thun als Cheftrainer im Gespräch und von Dirk Lottner berichtet der Kölner Stadtanzeiger heute, dass "eine neue Aufgabe" für ihn gesucht werde - dies allerdings unter der Überschrift "Kein Job für Dirk Lottner". D'oh.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Die Metamorphose eines Artikels

Irgendwie werd ich sie nicht los, die Rolle als Medienkritikaster. Dabei hab ich nun schon oft genug hier und vor aller Welt Besserung gelobt. Aber die folgende kleine Geschichte ist eigentlich zu schön, um sie unerwähnt zu lassen.

Gestern berichtete ich von der Vorstellung des neuen Trainers des 1. FC Köln, Ståle Solbakken. Nachdem ich meinen kleinen, schlurchigen Eindruck abgeschickt hatte, warf ich einen schnellen Blick in die Medienlandschaft, um zu sehen, welche Reaktionen dort zu lesen seien. Dabei fiel mir, wie ich dann auch in einem P.S. zu meinem Artikel erwähnte, in einem Artikel des Kölner Stadtanzeigers folgender Satz auf: "Auch von der ansässigen Presse hat Solbakken laut eigenen Angaben viel Gutes gehört".

Ein Hohn, dieser Satz, denn jedem Menschen mit einem Hauch von Wissen über die Geschichte des 1. FC Köln und seinem Verhältnis zu den Kölner Medien war klar, dass Solbakkens lachend vorgetragenes Statement ("The way Cologne sold the club to me was very, very honest, they said that the press here was very very nice") nichts weiter als gutgelaunte Ironie war.

Nun gut. Die Kölner Presse verkauft einen ironischen Seitenhieb als ernsthaftes Lob. Darüber kann man sich ein wenig aufregen, muss man aber nicht. Es gibt Wichtigeres.

Doch offenbar war ich nicht der Einzige, dem dieser Satz aufstieß, in verschiedenen Foren wurde darüber geschrieben und vor allem: Unter dem Artikel fanden sich Kommentare, die sich kritisch mit ihm auseinandersetzten.

Irgendwann im Verlauf des gestrigen Tages oder Abends verschwand dann dieser Artikel und an seiner statt erschien ein neuer Artikel mit dem Titel "Stale Solbakken stellt sich vor" - allerdings unter dem gleichen Link zu erreichen, was bedeutet, dass die sich auf die merkwürdige Interpretation des Solbakkenschen Satz beziehenden Kommentare weiterhin lesbar sind.

Oder besser: waren. Heute morgen nämlich passiert zweierlei: Zum Ersten kommentiert der Kölner Stadtanzeiger seinen eigenen Artikel in Bezug auf die kritischen Kommentare und bittet die Leser "die tatsächlichen Zusammenhänge zu prüfen, bevor Sie unseren Autor diffamieren", der Artikel sei nämlich gar nicht von einem Redakteur des Hauses, "dieser Artikel war der Text einer Presseagentur, wie Sie im Kürzel am Ende des Artikels erkennen konnten." Abgesehen davon, dass der interessierte Leser nichts mehr erkennen kann, da der ursprüngliche Artikel verschwunden war - googelt man den Satz, um den es geht, nämlich "Auch von der ansässigen Presse hat Solbakken laut eigenen Angaben viel Gutes gehört", so findet man Links zum Kölner Stadtanzeiger sowie zu diversen Foren und diesem kleinen Blog hier. Mit anderen Worten: Handelte es sich um den "Text einer Presseagentur", so war offensichtlich außer der größten seriösen Zeitung vor Ort niemand im ganzen weit(entfernt)en Land der Meinung diesen übernehmen zu müssen. Hm. Hm.
Zum zweiten - rund zwei Stunden später - verschwindet der neue Artikel "Stale Stolbakken stellt sich vor" aus dem Internetauftritt des Kölner Stadtanzeiger (ist allerdings noch über den von mir angegebenen Link auffindbar und auch, wenn man explizit nach dem Titel sucht, über die Suchmaske der Zeitung zu finden) und wird durch den Artikel "Deutsch als erste Verpflichtung" ersetzt. Dieser ist hundertprozentig deckungsgleich mit seinem Vorgänger, nur der Link und der Titel ist ein anderer. Und, huch, die kritischen Kommentare sind auch verschwunden, die stehen ja schließlich unter dem alten Artikel.

Qualitätsjournalismus, altes Haus, sag mal, brauchst Du mal ein bisschen Nachhilfe?

So, und nun wieder zu Wichtigerem.

Dienstag, 17. Mai 2011

All Eyes On: Ståle Solbakken

Der neue Trainer des 1. FC Köln, der Norweger Ståle Solbakken, gab heute seine erste Pressekonferenz und zeigte sich somals das erste Mal den neugierigen Kölner Journalisten und den noch neugierigeren Kölner Fans.

Eine solche Pressekonferenz ist naturgemäß wenig aussagekräftig. Noch kennt der neue Trainer die Mannschaft kaum (Drei bis vier Spiele der letzten fünf Kölner Auftritte habe er sich auf DVD angesehen), ein sportliches Konzept kann noch nicht vorliegen. Zu wenig also, um nun wirklich fundierte Analyse zu betreiben.

Zwei oder drei Dinge lassen sich aber schon mal positiv vermerken, abgesehen davon, dass mir persönlich der heitere und teilweise witzige Auftritt Solbakkens sehr sympathisch war.

Da gilt zum einen, dass Solbakken offenbar gut instruiert worden ist, er weiß, nun gut: glaubt zu wissen, was ihn erwartet. Der Verein sei sehr ehrlich zu ihm gewesen, so sagte Stolbakken, er wisse, dass die Presse in Köln sehr, sehr nett sei und ließ ein Lachen folgen. Zudem sei ihm natürlich die Zahl der Trainer in den letzten Jahren bekannt, und ihm sei durchaus bewußt, was das bedeute, und dass er dahingehend die Aufgabe mit offenen Augen angehe. Er weiß also, dass ihn ein Minenfeld erwartet und nimmt die Herausforderung trotzdem an.

Wichtiger aber noch schien mir der kleine Exkurs über die vergangenen Gespräche mit dem FC, namentlich Volker Finke zu sein: Sie hätten gute Unterhaltungen über Fußball gehabt, die Vorstellungen davon, was guter Fußball sei, seien deckungsgleich. Natürlich sei ihm bewußt, dass "Euch" - gemeint war die Presse - am Ende nur die Resulate interessieren würde, sein Augenmerk aber lag ganz offensichtlich darauf, in Volker Finke einen Gesprächspartner auf Vereinsseite gefunden zu haben, der mit ihm kompetent über Fußball reden konnte.

Wie bereits oben gesagt: Es ist noch viel zu früh, irgendwelche Wertungen abzugeben. Sollte aber die Zusammenarbeit zwischen Verein, Trainer und Mannschaft auch nur halbwegs funktionieren, könnte, vielleicht und eventuell, dem 1. FC Köln Gutes blühen.


P.S.: Eines jedenfalls ist sicher, Ironie ist dem Kölner Stadtanzeiger nicht bekannt. Anders jedenfalls ist nicht zu erklären, dass aus dem oben erwähnten kleinen Seitenhieb die Aussage "Auch von der ansässigen Presse hat Solbakken laut eigenen Angaben viel Gutes gehört" werden konnte.

P.P.S.: Ausschnitte aus der Pressekonferenz finden sich hier.

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