Donnerstag, 14. Januar 2010

Liebe Ultras,

Ihr, die Ihr immer so stolz seid auf Eure Choreografien, schauet und erbleichet. Und keine Sorge, die hier agierenden Personen interessiert es vermutlich genauso wenig wie Euch was da gerade auf dem Platz passiert.

Mittwoch, 6. Januar 2010

[Winterpausengeschichten] Das Spiel, daß es nie gab

Im vergangenen Herbst war es, daß sich eine kleine, aber illustre Reisegruppe abermals aufmachte aus Berlin in ein Land zu reisen, daß sich nach kollektiver Findungsdiskussion im Vorfeld den Beinamen "Absurd" verdiente. Das letztmalige Ziel Weißrussland an Absurdität zu übertreffen würde schwer werden, soviel war klar, aber da der Großteil der Truppe (genau genommen alle außer dem Autor) im Osten aufwuchs, schien jenes kleine, unscheinbare Land zwischen Holland und Frankreich kein schlechtes Ziel. Belgien, Land des Kirschbiers und der Pommessoßen in x-tausend Variationen. Kirschbier. Geht es noch absurder*?


Es sieht nur so aus, als hätte es dieses Spiel tatsächlich gegeben.

Und natürlich Fußball. Der Besuch eines Fußballspiels ist selbstverständlich Pflicht für Reisen dieser Art. Allerdings, so dachte man vorher, würde hier der Absurditätsvergleich klar zu Gunsten Weißrusslands ausfallen, der belgische Fußball schien doch westeuropäisiert genug im Vergleich zu einem Spiel in der ersten belorussischen Liga. Doch weit gefehlt, jedenfalls im Nachhinein.

Daß die Wahl eines geeigneten Spiels schwer gemacht wurde, hätte schon ein Zeichen sein können. Das eigentlich präferierte Standard Lüttich wollte uns nicht, da sein Ligaspiel mit unseren Reiseplänen kollidierte, schließlich kann man nicht gleichzeitig in Liège und in Ostbelgien, genauer beim Spiel Alemannia Aachen gegen Union Berlin sein, ein Termin, der natürlich Pflicht für uns war. Also dann: Royal Antwerp FC - Zweitligist, Ältester Fußball Verein Belgiens. Hervorragendes Ziel also für Fußballnostalgier. Einmal in Antwerpen angekommen, mussten wir allerdings feststellen, daß das Heimspiel kurzerhand verlegt worden war. In dieser Stunde der Not kam Germinal Beerschot, immerhin Erstligist, daher. Samstagabend, Heimspiel gegen Excelsior Mouscron.

Hübsche kleine Absurditäten gab es da zu sehen. Zum einen der gastgebende Verein selbst, mitten in einer Vorortsiedlung gelegen, und auf diese Weise auf englische Art verwurzelt erscheinend, dabei handelt es sich doch um ein Kunstprodukt, daß nach ca. 234786 Umbenennungen und Ortsverlegungen erst richtig 1999 durch Fusion ins Leben gerufen wurde. Dann auch das Spiel selbst: Die erste Halbzeit sah eine drückend überlegende Gastmannschaft aus Mouscron, der es allerdings erst kurz vor Halbzeitpfiff gelang den längst überfälligen Ausgleich zum 1:1 zu erzielen. Im zweiten Spielabschnitt dann ein völlig auf den Kopf gestelltes Spiel, Germinal Beerschot führte nicht nur früh, sondern hatte gefühlte 98 % des Ballbesitzes, während die Mannschaft aus Mouscron offenbar völlig vergessen hatte, was man so macht, mit diesem merkwürdigen runden Ding, auf einem Fußballfeld herumstehend. Die 2% Ballbesitz jedoch reichten aus, um in der 88. Minute den Spielverlauf ad Absurdum zu führen: Ausgleich, 2:2. Aus dem Nichts ist eine beliebte und zugebenermaßen schwerstens abgedroschene Spielbeschreibungsfloskel, selten war sie treffender. Doch Germinal wußte tatsächlich zu antworten: Irgendwann in der elend langen Nachspielzeit, für die es um ehrlich zu sein keinen Grund gab, fiel doch noch das siegbringende 3:2. Torschütze: Ein bis dahin nur durch schlimmste Stümperei im höchsten Maß aufgefallener Bart Goor. Bart Goor. Geht es absurder?

Die Absurditätskrönung ist jedoch, daß dieses Spiel quasi niemals stattgefunden hat. Jedenfalls der offiziellen Lesart nach. Wie der geneigte und allseits interessierte Leser vermutlich weiß, gehört Excelsior Mouscron zu den ersten Opfern der Finanzkrise und mußte kürzlich die Segel streichen, nachdem zum dritten Mal in Folge kein Team gestellt werden hätte können. Zwangsabstieg in die dritte belgische Liga sowie Annulierung aller bislang gespielten Ligapartien dieser Saison ist die Strafe für den Klub, der einst die Mpenza Brüder groß machte und für zwölf Spiele Heimat des heutigen Hoffenheimers Demba Ba war.

Machs gut, Excelsior Mouscron und komm mal wieder zurück in den bezahlten Fußball. Und unter uns: Ich hab es gesehen, ich kann bezeugen, daß es das Spiel gegeben hat. Ehrlich.


* Soviel sei verraten: Es geht. Schokoladenbier ist wirklich die Krönung des Absurden in Sachen Bier.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Scham und Schande, FC

"Haben Sie denn auch etwas Positives durch den FC erfahren?" "Nein."

Die Witwe von Mucki Banach spricht das erste Mal in der Öffentlichkeit über den Umgang des FC mit ihr und ihren Kindern nach dem Unfalltod ihres Mannes. Zu sehen und zu hören war das Ganze beim gestrigen FC-Stammtisch.

Und was man da hört, ist schlichtweg zum Kotzen.
Rückzahlungsforderungen, fehlende Unterstützung (in jeglicher Hinsicht), Streit um Versicherungssummen. Zum Kotzen. Ich kann und will es nicht eloquenter sagen.

Hier das Video:



Wie immer gilt, daß auch die andere Seite, also der FC, gehört werden muß. Und der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, daß der FC schon reagiert habe, indem er via FC-Sprecher Christopher Lymberopoulos ankündigte die Vorgänge überprüfen zu wollen.

Ob Claudia Banach geholfen ist, wenn der Verein ihr die seinerzeit einbehaltenen oder geforderten Gelder zurückzahlt, kann ich nicht sagen. Ich würde auch gerne sagen: Das ist auch nicht der Punkt - aber um meine Existenz geht es nicht, das wäre also eine Bemerkung, die mir nicht zusteht.

Aber es geht um meinen Verein. Und unabhängig davon, wie man auf der finanziellen Seite miteinander umgeht, graut mich die Vorstellung, daß dieser mit Angehörigen von Angestellten in solchen Situationen dermaßen kalt und unbarmherzig umgeht.
Die seinerzeit Verantwortlichen sind schon lange nicht mehr in Amt und Würden, die derzeitige Vereinsführung mag also keine Schuld treffen. Aber sie trägt die Verantwortung dafür, wie man heute und in Zukunft miteinander und mit der damals entstandenen Bringschuld des Vereins umgeht. Der FC muß dieser Verantwortung gerecht werden. Das was Frau Banach beim FC-Stammtisch erzählt ist ohne Wenn und Aber nicht akzeptabel.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Der "verrückte" Herr Lehmann

Das war so: Nach relativ gelungener Fernunterstützung des 1. FC Union Berlin in einer hübschen Kaschemme kam ich am späten Sonntagnachmittag nach Hause und schaltete den Videotext an, um den Ausgang bzw. Fortgang der beiden Sonntagsspiele zu besehen. An dieser Stelle grüße ich den Kellerbrand im Nachbarhaus, der mich derzeit ohne Internetverbindung dastehen läßt.
Wie dem auch sei, aus dem Videotext jedenfalls sprang er mich an, noch bevor ich irgendein Ergebnis sehen konnte, der wildgewordene Lehmann. Ausraster! Rote Karte! Sieg verschenkt!

Kurze Zeit später wurde es dann dramatisch, jedenfalls in der Tonlage des DSF Moderators. Ein herumirrender ehemaliger Nationaltorwart, eine weggenommene Brille und immer wieder die Erwähnung dieses Ausrasters in der 86. Minute, mit dem Lehmann, völlig unmotiviert und ohne Grund seiner Mannschaft den Sieg stahl. Ein Mann auf dem Weg in den Wahnsinn. Mindestens. Nochmal und nochmal die gleichen Szenen - Lehmann geht nach dem Spiel mindestens zehn Mal am gleichen Häuschen hinter dem Mainzer Stadion vorbei, jedenfalls wenn man den Bilder des DSF glauben darf.

Etwas später. Jetzt mal bewegte Bilder vom Spiel. Die Schlußminuten nähern sich, des Reporters Stimme bereitet uns schon mal vor, dass es gleich losgeht, mit dem durchgeknallten Wahnsinnigen - nur noch schnell eine kleine Begebenheit am Rande.. Da ist er ja schon, der vielleicht ehemalige Stuttgarter Torwart, aber irgendwie ist das noch nicht die Szene, DIE Szene. Da wird nur schnell, im vorbeihuschen quasi, gezeigt, wie der Mainzer Stürmer Bancé völlig ohne jede Not den auf Zeit spielenden Lehmann umholzt und aufreizend lässig neben ihm stehen bleibt. Nicht weiter wichtig. Denn jetzt kommts, jetzt knallt er durch, dieser Lehmann, der hat doch neulich erst hinter der Werbebande und so, dieser Verrückte, dieser..

Kinners: Kirche. Dorf. Drinlassen. Ein Revanchefoul, sicherlich dämlich und unsportlich, aber alltäglich. Erst der Eine den Anderen, dann der Andere den Einen. Rotwürdig vielleicht, beides, wenn denn. Wer anderes sieht, glaubt jeden Bären, der ihm vom Boulevard aufgebunden wird. Hingucken schadet nicht, insbesondere vor der Empörung.

Um dem vorzubeugen: Mir ist Jens Lehmann relativ wurscht. Aus tabellarischer Sicht finde ich es sogar gut, wenn er seinen Verein schwächt, auch wenn ich ziemlich sicher bin, daß der VfB sich fangen wird und in der Rückrunde keine größere Rolle mehr im Abstiegskampf spielen wird.

Montag, 14. Dezember 2009

Wirre Welt des Fußballs

Der Club Atlético Banfield ist argentinischer Meister geworden. Unbekannt? Kein Wunder, schließlich ist der Verein aus Banfield, aus der Metropolregion Gran Buenos Aires, ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Sechs Meistertitel in der 2. argentinischen Liga und sieben Aufstiege in die erste Liga stehen zu Buche, schlägt man bei Wikipedia unter den größten Erfolgen des Vereins nach.
Damit wird wieder mal keiner der beiden großen, auch in Europa bekannten Vereine, River Plate und Boca Juniors, Meister. Im Gegenteil, wie schon in der ersten Halbserienmeisterschaft des Jahres 2009, der Clausura, spielten beide Vereine keine große Rolle, auf Platz 10 und 13 dümpeln die beiden herum, und das kann sogar noch schlechter werden, der Spieltag ist noch nicht abgeschlossen.
Banfield reiht sich damit ein in die überraschenden Erfolge kleiner Mannschaften: 2007 gewann CA Lanús die Meisterschaft, in der Clausura 09 konnte sich Vélez Sársfield erst am letzten Spieltag gegen No-Name CA Hurácan durchsetzen. Abgesehen von Vélez alles Mannschaften, die weit entfernt davon sind, zu den großen Fünf zu gehören.
Der Erfolg der Grün-Weißen aus Banfield hing jedoch am seidenen Faden. Zwei Punkte Vorsprung vor dem letzten Spiel, das in der Bombonera gegen Großmeister Boca stattfinden sollte und prompt mit 2:0 verloren ging. Verfolger Newell's Old Boys aus Rosario hatte zeitgleich ein Heimspiel, die Sache also im Nachhinein betrachtet in der Hand - und verlor ebenfalls 0:2. Ich weiß leider nicht, was "sich in den Arsch beißen" auf Spanisch heißt, aber ich bin sicher, in Rosario wird es dieser Tage ausgiebig getan.

Dienstag, 17. November 2009

"Wir werden dich nie vergessen"

Maurice "Mucki" Banach * 9. Oktober 1967 in Münster; † 17. November 1991



Quelle: Geissbock-Echo, 10.12.91


P.S.: Der Beitrag liegt schon länger hier, um am heutigen Tage veröffentlicht zu werden. Die Parallelität der Bilder und Worte ist nicht beabsichtigt.

Montag, 19. Oktober 2009

Der Spielbeobachter verrät: Die Ergebnisse der WM Qualifikationsentscheidungsspiele

Am heutigen Freitag wurden in Zürich Entscheidungsspiele für die Qualifikation zur WM 2010 ausgelost. Am 14. und 18. November schon was vor? Dermaßen gespannt, daß der eine Monat bis dahin zu lang ist? Kein Problem: Der Spielbeobachter (also icke jetzt) hat die Karten gelegt, die Glaskugel geschüttelt, eine Portion Sachverstand dazu gegeben und das Ganze in schlaue, vor allem aber wahre Worte gefasst.

Also denn, Licht aus, Spoiler an. Hier kommen die Resultate der vier Weltmeisterschaftsqualifikationsentscheidungsbegegnungen:

Irland : Frankreich.
Nach dem Hinspiel (Resultat: 2:2) sind die Franzosen, vom Namen her klarer Favorit, zwar ein wenig beschämt, ob des Rückspiels zu Hause - bei dem sie dann ihre wahre Stärke zeigen wollen - aber guten Mutes. Umsonst. Denn auch das Rückspiel endet 2:2, die mit Mann und Maus verteidigenden Iren bringen ihre einzigen beiden Angriffe zu einem Torerfolg und das innerhalb der letzten fünf Minuten. Völlig verunsicherte Franzosen versagen beim Elfmeterschießen. Au revoir France. Latha Math, Eire.

Russland : Slowenien.
Es ist ein Jammer. Milivoje Novakovic schießt drei Tore, eines im Hinspiel, zwei im Rückspiel. Das reicht aber nicht, weil Russland seinerseits drei in der ersten Begegnung und zwei in der zweiten schießt. Macht summasumarum ein Sieg für Russland und ein Unentschieden. Arshavin darf bei der WM wirbeln und Novakovic kann sich auf den FC und die Kölner Nächte konzentrieren. Hat ja auch was für sich.

Portugal : Bosnien-Herzegowina
Christiano Ronaldo lacht. Was könnte es einfacheres geben als einen Gegner, dessen Namen er im fußballerischen Zusammenhang noch nie gehört hat? Und in der Tat, nach dem Hinspiel sieht es gut aus: Die Portugiesen wirbeln eine schlecht stehende bosnische Abwehr durcheinander, vergessen aber das Toreschiessen. So bleibt es beim hochverdienten 1:0. Im Rückspiel dann präsentieren Zwetschge Misimovic und Dzeko die bittere Rechnung. 2:0 für die Bosnier steht es am Ende. Ronaldo weint. Europa lacht.

Griechenland : Ukraine.
Ein ermauertes 0:0 im Hinspiel und ein ermauertes 1:1 im Rückspiel reichen den Griechen. Totsterbenslangweilig. Statt Fernsehen zu gucken, lieber: Stricken, aufräumen, Staubwedeln.

Montag, 12. Oktober 2009

San Palermo (Eine Leseempfehlung)

Eigentlich sollte hier ein Beitrag über den Mann stehen, der am vergangenen Samstag mit seinem Tor in der 92. Minute einem Gott den Arsch rettete (und wer kann sowas schon von sich behaupten?) und die Albiceleste im Rennen um die Teilnahme für die WM im nächsten Jahr hielt. Über Martín Palermo gibt es nämlich unzählig viele Geschichten zu erzählen, von denen jede einzelne einen Beitrag wert wäre.

Weil das nun aber so auf der Hand liegt, bin ich nicht der einzige der auf die Idee kam, und deswegen wird das hier kein Beitrag, sondern nur ein schnöder Lesebefehl. Alle Anekdoten um Martin Palermo, den "Tor-Optimisten" findet ihr bei den Argentinien-Experten von Fußball auf Argentinisch. Schwerstens Empfehlenswert.

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