Heimspiel

Dienstag, 20. April 2010

Haken setzen und Weichen stellen

Erstmal:
Haken setzen. Mein persönliches Saisonziel für den 1. FC Köln ist erreicht:
Klassenerhalt. Check.
Das ist großartige, geile Scheisse. Zwei Jahre die Liga gehalten, es geht ins dritte Jahr. Das letzte Mal gab es so etwas am Ende der Saison 96/97, das ist gefühlte zigtrillionen Jahre her. Der Fahrstuhl ist das erste Mal seit dem ersten Abstieg 97/98 verlassen. Vorerst jedenfalls.
Ich weiß noch nicht, ob ich zur nächsten Saison die im Nacken sitzende, ewige Abstiegsangst loswerden kann. Zu sehr bin ich dran gewöhnt, die vorsaisonalen Gedanken mit dem Mantra "Wenn nicht alles perfekt läuft, wird es nichts und dann kommt es knüppeldicke" abzuschließen - ob es nun um Nichtabstieg oder um Aufstieg ging. Zwölf Jahre Konfrontation mit dieser sportlich existentiellen Bedrohung sind eine lange Zeit. Was sich nicht zuletzt daran zeigt, daß ich mich eigentlich noch nicht recht traue, diesen Haken wirklich zu machen, rein rechnerisch ist der Abstieg noch möglich. Aber ich bin mal mutig und machs trotzdem, bei neun Punkten und zwanzig Toren Vorsprung.

Damit wäre dann mein Saisonziel erreicht. Die Saisonziele Zvonimir Soldos lasen sich ein bißchen anders: Mehr Punkte als im Vorjahr, also mindestens 40, "zu Hause eine Macht werden" solle der FC und insgesamt attraktiverer Fußball gespielt werden.
Das erste Ziel kann immer noch erreicht werden, dazu fehlt noch ein Sieg oder drei Unentschieden aus den letzten drei Partien.
Eine Heimmacht hingegen ist der FC wirklich nicht. Der Sieg gegen Bochum am vergangenen Wochenende war erst der dritte dieser Saison aufheimatlichen Grund. Sollte im letzten Heimspiel gegen Freiburg gewonnen werden, so wäre wenigstens die letztjährige, ebenfalls schlechte Heimsiegquote egalisiert. Eine Macht sieht anders aus.

Das liegt vor allem am verkrampften und nur selten funktionierenden Offensivspiel. Und abgesehen von der starken Konzentration auf die defensive Ordnung, die ich hier schon des öfteren besprochen habe, liegt der Grund dafür wohl auch am Personal. Die dafür vorgesehenen Protagonisten Maniche, Novakovic, Podolski sowie ab der Winterpause Tosic harmonieren nicht in einem Maße miteinander, wie es nötig wäre, um ein Abwehrbollwerk hin und wieder auch mal gefährlich werden zu lassen. Das kleinste Problem - und das nicht nur körperlich gesehen - ist dabei Zoran Tosic. Zwar hat er in seinen ersten Spielen für den FC einen zu egoistischen Eindruck hinterlassen, um dem lahmenden Kombinationsfußball auf die Sprünge helfen zu können, doch spätestens seit den beiden Toren gegen Bochum ist klar, dass der Serbe mit andauernder Mannschaftszugehörigkeit auch für das Zusammenspiel ein Gewinn ist.

Den beiden Stürmern Podolski und Novakovic kann man nur bedingt einen Vorwurf machen. "Tore zählen" zum Beispiel, wie es insbesondere im Fall Podolski gerne und genüsslich getan wird, ist wenig sinnvoll, wenn der FC die Mannschaft der Liga mit den geringsten Torchancen ist. Wenn die gesamte Mannschaft nicht in der Lage ist, gefährliche Situationen zu kreieren, haben die Stürmer kaum die Möglichkeit ihre Positionen in der Torjägertabelle zu verbessern. Hinzu kommt, dass Podolski aufgrund des kränkelnden Mittelfeldspiels und seinen Stärken als eher zurückhängende Spitze überall zu finden ist, aber nicht in der Nähe des Tores. Sein unbestreitbarer Wille, unbedingt helfen zu wollen, ist da vielleicht manchmal eher hinderlich, jedenfalls ganz sicher nicht zu eigennützig. Und seine ebenso unbestreitbaren Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball werden in der Tat auch im Mittelfeld gebraucht.
Etwas anders ist liegt der Fall bei Millivoje Novakovic, in den letzten beiden Spielzeiten mit insgesamt 36 Toren Vollstrecker Nummer Eins. Durch seine Position in der Sturmspitze in der Regel weit weg vom Spielgeschehen, hat Novakovic wenig Bindung zum Spiel und das Zusammenspiel mit Podolski ist nicht nennenswert. Ein Umstand, den man durchaus der Trainingsarbeit und Taktik Soldos anrechnen kann, aber nicht muß: Zu oft wirkte der Slowene, als wäre ihm sein persönlicher Erfolg wichtiger als das Funktionieren des Mannschaftsgefüges auf und neben dem Platz.

Eine Interpretation, die sicher auch auf das Verhalten des vierten im Bunde, Maniche, zutreffen kann. Vergessen wir Lamborghinis und Stinkefinger gegen Bildzeitungs-"Journalisten": Gemessen an eigenem Anspruch und Auftreten drückt er dem Kölner Spiel zu selten einen Stempel auf, ist zu häufig Mitläufer, zwar selten faul, dafür aber nicht oft genug in der Lage, entscheidendes auf dem Feld zu bewegen. Nur eine Torvorlage steht bislang zu Buche, das ist bei seiner Klasse zu wenig. Die erhoffte Rolle der Schaltzentrale füllt er jedenfalls nicht aus.

Nehmen wir also einmal an, der Abstieg ist in der Tat verhindert und tasten uns vorsichtig heran an die nächste Aufgabe, die der Verein erfüllen muss: Der Kader der nächsten Saison.
Sicher scheinen drei Dinge zu sein:
a) Pierre Womé verläßt den Verein, es muß wohl für Ersatz hinten links gesorgt werden.
b) Die im Raum stehenden fünf Millionen Ablöse für Zoran Tosic kann der FC unter keinen Umständen zahlen.
c) Überhaupt ist nicht mit teuren Transfers zu rechnen, ansonsten würde Wolfgang "Ich lauf Euch noch einen Kracher" Overath kaum wieder und wieder betonen, dass in unmittelbarer Zukunft verstärkt auf die eigene Jugend gesetzt werden soll. Der Verdacht liegt nahe, dass die gemunkelten 2,5 Millionen Ablöse für den frühzeitig getätigten Transfer des rumänischen Stürmers Ionita von den Einnahmen des Halbfinales im DFB Pokal bezahlt werden sollten. Dumm nur, dass der FC Augsburg und Schiedsrichter Kinnhöfer andere Pläne hatten.

Die Jugend soll es also richten. Und da gibt es einige: Adam Matuschyk zum Beispiel, der schon gezeigt hat, dass er mal ein wichtiger Spieler werden kann. Im defensiven Mittelfeld und in der Abwehr Reinhold Yabo und Bienvenue Basala-Mazana. Der bis zur neuen Saison wieder genesene und hoffentlich an seine guten Leistungen anknüpfende Adil Chihi.
Alles schön und gut, die Probleme sind nur zweierlei: Abgesehen von Chihi handelt es sich eher um defensive Spieler und, vor allem, muss bezweifelt werden, dass einer dieser Jungspunde genug Standing haben kann, um den alten Herren die Stirn zu bieten, spielerisch wie menschlich.

Wenn also kein neuer Platzhirsch hinzukommen kann, wird man, so paradox das klingen mag, einen der alten loswerden müssen, um aus dem offensiven Einzelgängertum ein kollektives Zusammenspiel werden zu lassen. Da Tosic sowieso gehen wird (es sei denn, er kann weiter ausgeliehen werden, was aber bezweifelt werden darf), Podolski ganz sicher nicht verkauft werden soll und Maniche erst zu Beginn der Saison kam und vermutlich nicht allzuviele Interessenten haben dürfte, müsste dann wohl die Wahl des Abschieds auf Novakovic fallen. Was schade wäre, hat Novagoal uns in der Vergangenheit doch viel Vergnügen bereitet. In dieser Saison allerdings hat er viel dafür getan, dass sein Abgang verschmerzenswert wäre.

Donnerstag, 15. April 2010

Hallo B.Z.,

also nun, ich will ja nicht korinthenkackender als notwendig erscheinen, aber irgendwie kommen wir in diesem Fall nicht zusammen: Ihr und ich und die deutsche Sprache.

Zum Fall des als mögliche neue Torwartverpflichtung beim 1. FC Union Berlin gehandelten BVB-Mannes Marcel Höttecke titelt Ihr "Jan Glinker stichelt gegen Höttecke". Ah, Krawall und Remmidemmi zwischen den beiden potentiellen Konkurrenten um den Platz des Torwartes bei Union, jetzt schon, obwohl noch gar nichts bestätigt ist und alles bloßes Gerücht.

Im Text fliegen sie uns dann nur so um die Ohren, die Sticheleien: "Direkt mit mir gesprochen hat niemand. Aber es war mir klar, dass jemand kommt, der mir Druck machen soll. Jetzt kommt ein junger Torhüter, der heiß ist. Das ist okay."

Also, äh. Ich mein, okay: In der Überschrift mal ein bißchen auf den Putz hauen, sowieso. Als Boulevardzeitung erst recht. Aber, äh. Bin ich bei irgendeiner Sprachreform falsch abgebogen oder ist das, was Jan Glinker da von sich gibt, nicht das ziemlich genaue Gegenteil einer Stichelei?

Verwirrt,
icke.

Montag, 12. April 2010

Das Eichhörnchen und die Mühseligkeit.

Mühsam schleppt sich das Eichhörnchen gen Ziellinie. In diesem Falle ist das Eichhörnchen Rot-Weiß gewandet, kommt aus Berlin und hört auf den Namen Union. Ein eisernes Eichhörnchen, quasi. Und eisern muß es auch sein.

Nach dem Traumstart in die Zweitligasaison, dank dem Wind der Euphorie durch Aufstieg und Stadionbau unter den Fittichen, sah alles wunderbar aus, kühne Zeitgenossen träumten gar von einem Durchmarsch. Doch aus dem Flughörnchen wurde ein Erdhörnchen, das gar nicht mehr recht weiß, wie es ist, wenn es sich triumphierend vom Boden erhebt: Zwei Siege aus den letzten neunzehn Spielen, eine gerade zu desaströse Bilanz, vorletzter Platz in der Rückrundentabelle, nur Rostock ist schlechter. Und hätte es diesen Traumstart nicht gegeben, wäre die Abstiegsgefahr wohl nicht nur weiterhin latent vorhanden, sondern höchst akut oder gar schon zu einer Gewissheit geworden.

Sechs Punkte beträgt der Abstand noch zum gefährlichen 16. Platz, blickt man auf das Torverhältnis, kann man fast von sieben sprechen. Das klingt angstmachend nahe, und das Restprogramm sorgt nicht für Ruhe: St. Pauli, Bielefeld, 1860. Dazu noch Cottbus, auch keine Kleinigkeit. Hoffnung alleine macht die Vielzahl der Mannschaften, die sich um einen Klassenwechsel nach unten bewerben: Ahlen kann es wohl kaum noch schaffen, sich zu retten, bleiben sechs Mannschaften, die (noch) schlechter dastehen als Union, und als Puffer zwischen unserem tapferen Eichhörnchen und den beiden noch freien abstiegsrelevanten Tabellenplätzen dienen.

Die Gründe für den Absturz sind schwierig zu benennen: Den notwendigen Umbruch innerhalb der Mannschaft schon in der Winterpause, damals noch auf einem komfortablen siebten Rang gelegen, zu vollziehen, erschien logisch. Offenbar scheint damit jedoch die Hierarchie in der Mannschaft und / oder die Ordnung auf dem Platz dermaßen nachhaltig gestört worden zu sein, daß nur noch wenig funktioniert. Die Sturmmisere - nur neun Treffer in der Rückrunde - ist sicher ebenfalls ein Grund. Daß keiner der Stürmer Unions zur Zeit einen Lauf oder irgendwas, was entfernt daran erinnern könnte, hat, ist bekannt, aber wohl nicht die einzige Ursache für die fehlenden Tore. Zu selten ist das Offensivspiel so zwingend, daß die gehemmten Stürmer ihrer Blockade Herr werden könnten. Die verletzungsbedingten Ausfälle von Björn Brunnemann und vor allem Michael Parensen, zuletzt so etwas wie das Herz der Mannschaft, mögen ihren Teil dazu beitragen.

So gilt es zu hoffen, daß das Eichhörnchen noch die eine oder andere Nuss knackt und genug Punkte sammelt, um am Ende über dem Strich zu stehen. Daß das gehen kann hat die Mannschaft am Samstag beim Unentschieden gegen den unangefochtenen Tabellenführer Kaiserslautern gezeigt. Und natürlich gilt es zu hoffen, daß mindestens zwei der sechs Mannschaften hinter Union darauf verzichten, plötzlich durchzustarten. Der größte Trumpf im Abstiegskampf jedoch dürfte die treue Anhängerschaft sein, die wohl mal murrt, wenn wieder eine aussichtsreiche Situation vergeben wurde, ansonsten aber, fern jeglicher überzogenen Anspruchshaltung, das ihrige tut, um die Mannschaft beim emsigen Suchen und Sammeln der lebenswichtigen Pünktchen zu unterstützen.

Mittwoch, 7. April 2010

Einfach mal die Fresse halten.

All das hier ist schon an anderer Stelle gesagt worden, aber ich kann die ewige Leier nicht mehr lesen, deswegen auch an dieser Stelle noch einmal:

Wer sich dieser Tage als bezahlter Journalist, von Leidenschaft getriebener Forenschreiber oder Twitterer oder zahlender Kunde Zuschauer über die miserable Heimbilanz (und, damit einhergehend, die schlechte fußballerische Qualität in den Heimspielen) des 1. FC Köln echauffiert und als Fehlerquelle den "stillen" Herrn Soldo und dessen "fehlende Motivationsfähigkeit" und sein "mangelndes Temperament" ausmacht, möge in Zukunft bitte über das Balzverhalten von Kakteen und ähnlich anspruchsvolle Themen nachdenken und schreiben.

Noch mal langsam und zum mitschreiben:
Heimbilanz Saison 08/09 unter Seitenlinienzappelphilipp Daum, 29. Spieltag:
Platz 17 - 13 Punkte in 14 Spielen - 3S 4U 7N - 11 FC Tore - Torbilanz: -11
Heimbilanz Saison 09/10 unter dem emotionslosen Soldo, 29. Spieltag:
Platz 16 - 11 Punkte in 15 Spielen - 2S 5U 8N - 14 FC Tore - Torbilanz: -13

Auswärtsbilanz Saison 08/09 unter Seitenlinienzappelphilipp Daum, 29. Spieltag:
Platz 7 - 19 Punkte in 15 Spielen - 6S 1U 8N - 20 FC Tore - Torbilanz: -3
Auswärtsbilanz Saison 09/10 unter dem emotionslosen Soldo, 29. Spieltag:
Platz 6 - 20 Punkte in 14 Spielen - 5S 5U 4N - 13 FC Tore - Torbilanz: +2

Wer hier keine saisonübergreifende, trainerunabhängige Tendenz erkennt, ist entweder blind oder doof.

Manchmal muß man es deutlich sagen.

Die anderen Stellen sind hier zu finden: Bei Andre vom Spielfeldrand und bei Stefan von der Welt aus der Sicht der Südtribüne (vor allem in den Kommentaren).

Freitag, 26. März 2010

1 + 1 = 0

Man kann das ja als seelenbefriedende Maßnahme verkaufen, das mit den zwei Vereinsseelen in einer Brust: Die Wahrscheinlichkeit, dass es einem Verein, der sich ein kuscheliges Plätzchen in meinem Fußballherz erobert hat, gelingt, meinen Alltag ab und an mit einem Erfolgserlebnis zu erhellen, ist dadurch deutlich höher, dazu braucht man kein Mathematikdiplom.

Doppelt doof ist es dagegen, wenn beide Vereine gleichzeitig die Segel raffen und sich darin gefallen, eine Flaute erster Kajüte hinzulegen.

21 Spiele haben der FC und Union zusammen gerechnet seit Beginn der Rückserie absolviert, ganze 4 Siege sind dabei rausgesprungen. Erfolg sieht anders aus.

Es wird Zeit, das sich was ändert, Jungs in Rot und Weiß da und dort. Dankeschön.

Samstag, 20. März 2010

Was wir sahen und was wir hörten

Was haben wir also gesehen beim Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach, welches gestern 1:1 endete?

Wir sahen zwei ebenbürtige Mannschaften, die beide ihr Heil in einer gut organisierten Defensive suchten und in der Offensive recht harm- und planlos agierten. Die Borussia hatte zwar, inbesondere in Halbzeit Eins und gegen Ende der Partie nach dem Kölner Ausgleich, manch gute Kontersituation und sah deshalb hier und dort etwas gefährlicher aus, war es aber nicht, da diese Situationen in grauenhafterweise schlecht zu Ende gespielt wurden. Dass sie diese Möglichkeiten überhaupt hatten, lag zumeist daran, dass der FC tatsächlich versuchte, das Spiel zu machen - ein Unterfangen, das in dieser Saison noch nie glückte.

Wir sahen zwei Innenverteidigerpärchen, die jeweils für ihren Verein der entscheidende Unterschied im Abstiegskampf sein werden, so es denn gut geht. Dazu muß allerdings einschränkend gesagt werden, dass Geromel / Mohamad gegenüber Brouwers / Dante gestern eindeutig den kürzeren zogen, denn das 0:1 für die Borussia ging klar auf die Kappe beider Kölner Innenverteidiger.

Wir sahen einen gruseligen, blind gespielten Rückpass zum Gegner von Lukas Podolski, der eigentlich die Führung für die Borussen hätte bedeuten müssen - der allerdings nur zu Stande kommen konnte, weil Podolski in dieser Situation den Linken Außenverteidiger gab. So wie er in anderen Situationen mal den Sechser, mal den Zehner, mal den Linken Außenläufer gab. In Sachen Fleiss und Engagement jedenfalls kann ihm niemand, der klaren Verstandes ist, einen Vorwurf machen.

Überhaupt: Nach dem läuferischen Armutszeugnis gegen Mainz in der Vorwoche sahen wir, dass Einsatz und Wille stimmten. Das ist erfreulich, für ein planvolles Offensivspiel sind diese Tugenden indes zu wenig. Die wenigen Ansätze, die die spielerisch fähigen Spieler wie Tosic, Podolski oder Maniche zeigten, wurden von Mitspielern, die nicht gedankenschnell genug oder fußballerisch limitiert sind, zunichte gemacht. Das Mittel "Hoch in den Strafraum auf Novakovic" scheiterte daran, dass die Gladbacher Innenverteidigung jedes einzelne Kopfballduell im eigenen Sechzehner gewann. Es bleibt dabei: Die Ordnung stimmt und wird möglicherweise der Lebensretter im Abstiegskampf sein, das Spiel nach vorne findet nicht statt.

Statt fand indes anderes, und damit sind wir bei der Kategorie: Was wir hörten, und somit in der Kategorie: Ich hab Hals.

Was wir hörten, waren Pfiffe. Gegen einen eigenen Spieler. Ungefähr ab der 60. Minute bis zu seiner Auswechlsung in der 75. Minute wurde der Kölner Womé bei jedem einzelnen Ballkontakt ausgepfiffen. Gellend. Im eigenen Stadion. Vom eigenen Publikum. Bei einem Derby.

Womé hatte bis zu seiner Auswechslung, nach Maniche, die meisten Ballkontakte auf Kölner Seite. Dabei traf er dann zumeist auf den pfeilschnellen Reus, gegen den er klugerweise auf Eins zu Eins Situationen verzichtete, ein Ballverlust hätte eine erstklassige Kontersituation für die Borussen ergeben. Also blieb ihm nicht viel, als auf den Ball zu treten, dass Spiel erzwungerweise langsam zu machen und den Ball hintenherum zu spielen. Auch, weil im Offensivspiel des FC so wenig stimmt, dass sich keine gescheiten Anspielmöglichkeiten ergaben. Für den fußballunkundigen Zuschauer ergab sich dadurch offenbar das Bild: Dä Womme macht et Speel langsam, rus mit däm. Und weil der fußballunkundige Zuschauer glaubt, ihm wäre ein Spektakel versprochen worden, und Spektakel sich mit "viele Torchancen und so" übersetzt, wurde er mit zunehmender Spieldauer ungeduldig. Anders jedenfalls ist das nicht zu erklären.

Werter Eventfan, es ist ja in Ordnung, wenn Du in ein Fußballstadion gehst. Das gehört heutzutage dazu, los werden wir Dich eh nicht. Dass Du glaubst, Dir sei irgendwas versprochen worden, kann ich sogar noch verstehen, schließlich hast Du viele, viele Euro hinlegen müssen. Dass Du übersiehst, dass der Spieler Womé übermäßig oft an den Ball kommt, weil seine Mitspieler offenbar der Meinung sind, es wäre keine gute Idee, den Ball nach vorne über Miso Brecko, Womés Pendant auf der rechten Seite, laufen zu lassen, da der das Spielgerät hopplahopp wieder los wird, siehst Du nicht. Auch nicht schlimm, Du verstehst halt nur sehr wenig vom Fußball. Dass es Dich verärgert, dass Womé das Spiel scheinbar langsam macht, auch okay. Dass es keineswegs an ihm allein liegt, dass das Offensivspiel nicht läuft - geschenkt. Um das zu erkennen, brauchst Du noch ein paar Jahre.
Aber, niemals, hörst Du, Du Flachpfeife, niemals wirst Du einen Spieler der eigenen Mannschaft dermaßen vom Feld mobben. Niemals wirst Du in einem Derby den gegnerischen Fans die Gelegenheit geben, sich verwundert zu fragen, warum Du ihren Job übernimmst. Wenn Deine Farben Rot-Weiß sind, dann ist es Deine Aufgabe, die Rot-Weißen unten auf dem Feld zu schützen und zu unterstützen, ganz besonders in einem Derby, und zwar völlig unabhängig davon, ob sie schlecht spielen oder nicht. Vermutlich warst Du noch stolz, als er dann ausgewechselt wurde (Trainer Soldo: "Ich mußte ihn schützen"), hast Dich am scheinbaren Gefühl Deiner Macht besoffen, anstatt zu begreifen, was für eine Peinlichkeit Du soeben vollbracht hast.

Dass Du keine Ahnung von Fußball hast, ist nicht schlimm. Dass Du trotzdem nicht bereit bist, die Fresse zu halten, hingegen schon.

Donnerstag, 18. März 2010

Derby. Vorzeichen.

Die Spannung steigt. Das Derby steht an. Ach, was sag ich: DAS Derby steht an. Das muss betont werden, weil ja in letzter Zeit gerne von dem rheinischen Derby gesprochen wird, wenn der FC gegen die Werbemaßnahme aus Vizekusen spielt, aber wie ich schon einmal ausreichend begründete, gibt es da nur ein Spiel, auf das diese Bezeichnung paßt, und das ist eben das Spiel des glorreichen 1. FC Köln gegen die Borussia aus Mönchengladbach.

Das Derby ist immer heiß und das nicht erst seit dem Blogfahnenvorfall vor zwei Jahren. Doch dieses Derby steht aus verschiedenen Gründen unter besonders explosiven Vorzeichen:

Da wäre zum einen die miserable sportliche Figur, die beide Vereine jüngst abgaben. Beide Vereine haben mit 9 errungenen Punkten dieselbe Rückrundenbilanz vorzuweisen: 2 Siege, 3 Unentschieden, 4 Niederlagen - wobei sich Gladbachs bisheriges Programm deutlich einfacher liest: Freiburg, Nürnberg, Hertha, Bochum - alles potentielle Absteiger, der FC spielte zeitgleich mit Ausnahme von Werder Bremen gegen alle Mannschaften, die derzeit unter den ersten zehn der Tabelle platziert sind. Zuletzt wurden Gladbachs Gegner hochkarätiger, und in Folge dessen setzte es kräftige Niederlagen: Einer 3:0 Auswärtsniederlage bei Dortmund folgte ein 0:4 Heimdebakel gegen den amtierenden Meister aus Wolfsburg.

Aus Kölner Sicht ließ sich die Rückrunde bei dem schweren Auftaktprogramm gar nicht so schlecht an, doch es gibt etwas gutzumachen nach dem lust- und planlosen Auftritt bei Mainz, auch wenn die 05er am vergangenen Samstag ein Spiel machten, bei dem sie über sich hinauswuchsen. Dumm nur, dass es sich um ein Heimspiel handelt, gerade mal zwei Heimsiege in dieser Saison sind verdammt wenig, um daraus Hoffnung zu schöpfen.

Zahlenspielereien, vielleicht. Faktisch jedoch bedeutet das Ergebnis der bisherigen Rückrunde für beide Vereine, das plötzlich die Abstiegsränge wieder ganz nah gerückt sind. Vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz sind es nur noch für den FC, zwar noch komfortable Sieben für Gladbach, doch bei einer Niederlage am Freitag und gleichzeitigen Siegen der Kellerkinder Nürnberg und Hannover, die beide im Aufwind sind, steht auch die Borussia plötzlich wieder ganz nah am modrigen Geruch der 2. Liga. Es geht also um mehr als um die bloße Macht am Rhein beim Derby.

Doch auch Abseits des Spielfeldes gibt es allerlei Anlaß zu Diskussionen. Die seit dem Auftritt der Herthafans am vergangenen Wochenende neu aufgeflammten Debatten sind Zündstoff in der Sorge um ein ruhiges Derby. Beide Vereine haben dazu aufgerufen, sich bei aller Rivalität friedlich zu begegnen. Es möge doch bitte, anders als in den "letzten Jahren bei der besonders zur Schau getragenen Rivalität der Ultragruppierungen" auch für diese der Fußball wieder im Mittelpunkt stehen. Mir als nicht gerade großer Ultra-Fan stellt sich dabei natürlich die Frage, wann denn überhaupt für irgendeine Ultragruppierung schon mal der Fußball im Mittelpunkt gestanden hat, ich dachte immer, Hauptziel sei der neunzigminütige Dauersupport. Abseits dessen frage ich mich allerdings auch, was die Polizei, mit deren Zusammenarbeit der Aufruf entstand, unter "konspirativen Anreisen" versteht, welche tunlichst unterlassen werden soll.

Und die zunehmend giftigere Atmosphäre trägt erste, unschöne Folgen: Fans, die eigentlich nichts lieber tun wollen als am Freitag ihren Verein zu unterstützen, bleiben lieber zu Hause. Spätestens da sollte sich der eine oder andere Protagonist, egal welcher Seite, ein paar Minuten Zeit nehmen, um darüber nach zu denken, über das Gelbe und das Ei und was das wohl sei.

Und auch der FC tut das seinige, um unliebsame Fans fernzuhalten - allerdings auf Wegen, die ganz gewiß nicht die richtigen sind: Wer noch eine der Restkarten ergattern will (Warum es bei diesem Spiel, bei dem es seit Jahren schon lange im Vorfeld völlig undenkbar ist, an Karten zu kommen, überhaupt noch Restkarten gibt, ist eine Frage, die ich gerne mal vom FC beantwortet hätte), dem wird ganz besonderes Glück zuteil: Für nur 40 Euro darf er zusätzlich eines der aktuellen Trikots erstehen. Das ist doch mal ein Service. Nun gut - dass man ein Trikot erwerben muss, wenn man noch eines der Tickets ergattern will, ist vielleicht ein bißchen übertrieben. Oder, um es deutlicher zu sagen: Sag mal, liebster FC, hast Du noch alle Latten an der Murmel?

Aber trotz all dieser unguten Vorzeichen bleibt das Spiel was es ist: Ein Derby. Mit allem, was emotional dazu gehört: Die möglicherweise völlig unberechtigte Hoffnung auf ein großes Spiel und die Euphorie, wenn es zwar kein großes Spiel aber ein erfolgreiches wird. Und natürlich die katharsische Niedergeschlagenheit, sollte das misslingen. Was es aber natürlich unter keinen Umständen wird. Habt ihr gehört, ihr Rot-Weißen?

Samstag, 13. März 2010

Fast nur Bestnoten für den 1. FC Köln am 26. Spieltag

1. FSV Mainz 05 : 1. FC Köln 1:0

Neben dem Gegner hertraben: 2+
Herumstehen: 1+
Hinter dem Gegner verstecken, wenn ein Mitspieler den Ball hat: 2-
Generelle Unbeweglichkeit: 1
Langsamkeit: 2-
Präzise Pässe in des Gegners Beine: 1-
Ideenlosigkeit: 1+
Verweigerung eines Offensivspiels: 2
Lange, hohe Bälle ins Nichts: 1+

Dank der engagierten Leistung in den Prüfungsfächern scheint eine Versetzung in die 2. Bundesliga wieder möglich.

Dienstag, 23. Februar 2010

Leserservice, individuell zugeschnitten

Hallo Du.

Ja, genau, Du bist gemeint. Du, der Du in den letzten Tagen gefühlte 2348623 Mal via Google in mein kleines Blogheim gestolpert kamst, immer mit der selben brennenden Frage auf den Lippen Fingern: "Wann konnte der 1. FC Köln das letzte Mal ein Auswärtsspiel bei Bayern München gewinnen?" - Dir soll jetzt geholfen werden.

Ziemlich genau vor einem Jahr war das, am 21.02.2009. Ein außergewöhnlicher Moment, denn Daniel Brosinski machte sein allererstes Bundesligaspiel und zu dem noch sein allererstes Bundesligator. Nun gut, seien wir ehrlich: Sein einziges Bundesligator. Fabrice Ehret schoß das andere und Daniel van Buyten in der 85. Minute den Münchner Anschlußtreffer.

Außergewöhnlich auch deshalb, weil der FC ja selten genug bei den Bayern gewinnen konnte. Das letzte Mal davor, dass das gelingen konnte, war in der Saison 97/98. Lange hing an meiner Pinwand ein aus dem Kicker ausgeschnittenes Bild mit den Polonaise tanzenden Kölner Spielern Dirk Schuster, Bodo Schmidt und Karsten Baumann. Hat am Ende der Saison auch nicht geholfen, weder Sieg noch Bild, der erste Abstieg stand an, Du erinnerst Dich vielleicht.

Außergewöhnlich war der Sieg letzte Saison auch deshalb, weil das Spiel am Karnevalssamstag war und wir wissen ja, dass der FC ja sonst regelmäßig alle Spiele vergeigt, die am Karnevalswochenende stattfinden.

So. Ich hoffe, Deine Fragen ausreichend beantwortet zu haben. Warum Du das wissen willst, werd ich wohl nie erfahren. Das Spiel am übernächsten Spieltag gegen den FC Bayern kann kaum der Anlaß sein, das ist ja schließlich ein Heimspiel. Hm.

Aber vielleicht kannst Du mir ja im Gegenzug helfen: Hast Du eine Ahnung, was ich mit oben erwähntem, aus dem Kicker ausgeschnittenen, Feierbild gemacht hab?

Schönen Gruß,
icke.

Sonntag, 21. Februar 2010

Zurück in die Zukunft

Es mag befremdlich klingen für Menschen, die das gestrige 1:5 Heimdebakel des FC gegen den VfB Stuttgart nicht gesehen haben, oder nicht in der Lage sind, das Gesehene mit der bisherigen Saisonleistung zu vergleichen, aber: So schlecht war das gar nicht.

Nach 38 Minuten stand es 3:0 für die Stuttgarter, das Spiel war eigentlich gelaufen. Eigentlich deshalb, weil es dann doch nicht so war. Bis zum, dann endgültig spielentscheidenden, vierten Treffer des VfB schien der FC drauf und dran, das kleine Wunder aus dem Spiel gegen den HSV zu wiederholen, jedenfalls machten Engagement und spielerische Leistung die Hoffnung darauf. Dass dem dann nicht so war, lag an verschiedenen Faktoren: Auch wenn das Offensivspiel insgesamt deutlich verbessert ist (im Vergleich zur Hinrunde), ist es, noch lange nicht zwingend genug. Jens Lehmann im Stuttgarter Tor spielte eine große Partie und vereitelte manche Chance. Und zu guter schlechter Letzt: Die Abwehrleistungen des FC sind katastrophal.

Du kannst ein Spiel nicht gewinnen, wenn jeder Angriff des Gegners ein Tor ist, sagte Lukas Podolski nach dem Spiel sinngemäß und leider hat er Recht. Offenbar ist die Mannschaft nicht in der Lage, ein einigermaßen akzeptables Offensivspiel aufzuziehen und den Laden hinten dicht zu machen.
Um den Unterschied zur Hinrunde zu dokumentieren, reicht ein Blick auf das Gegentorkonto: Nach 17 Hinrundenspielen 15 Gegentore. Nach 6 Rückrundenspielen 16 Gegentore.

Das hat nicht nur mit der stärkeren Konzentration auf die Offensive (immerhin wurden auch schon mehr Tore erzielt als in der gesamten Hinrunde) zu tun, sondern auch mit einer kollektiven Formschwäche des Abwehrverbundes. Geromel ist derzeit nicht in der fantastischen Form seiner bisherigen Zeit beim FC, Kapitän "Jupp" Mohamad leistet sich auch manchen Klops, so zum Beispiel beim 0:2 gegen Schalke am vergangenen Spieltag, Miso Brecko war gestern an mindestens einem Gegentor schuld ebenso wie Faryd Mondragon das fünfte Tor halten hätte müssen. Es scheint so zu sein, daß die individuellen Fähigkeiten nicht ausreichen, das eigene Tor erfolgreich zu verteidigen, wenn nicht die gesamte Mannschaft dies als ihre vorrangige Aufgabe sieht.

Und auch, wenn man in Betracht zieht, daß der VfB Stuttgart ganz offensichtlich die Hinrundenschwäche überwunden hat und wieder zu den Topmannschaften der Liga gezählt werden muß, also zu jenen Mannschaften gehört, mit denen sich der FC weder messen kann noch messen muß - die Konsequenz aus der Tracht Prügel, die der FC gestern bekommen hat, muß wohl lauten: Zurück zum Fußballverhinderungsstil der Hinrunde. Jedenfalls in den beiden kommenden Spielen, in denen Vizekusen und Bayern München warten.

Auch wenn es natürlich zu schön wäre, mit einem Sieg am kommenden Samstag dafür zu sorgen, daß Vizekusen auch Vizekusen bleibt.

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