Heimspiel

Freitag, 5. November 2010

Ein guter Schaefer?

"Der Geissbock braucht einen guten Schaefer", so stand es geschrieben auf einem Transparent auf der Südtribüne anläßlich des Pokalspiels am vergangenen Dienstag. Gemeint war natürlich Interims- oder Auchnichtinterimstrainer Frank Schaefer.

Ist Schaefer dieser gute Hirte, den die FC Fans in fast schon verzweifelter Manier in ihm sehen wollen? Die Sehnsucht danach ist verständlich: Der Mann ist nicht nur Kölner, was ihm natürlich Punkte im Standing bei den Fans bringt, sondern kennt den FC seit einigen Jahrzehnten. Ein Eigengewächs also, dazu noch eine fraglos billigere Arbeitskraft als ein Trainer mit vermeintlich großem Namen, eine Lösung, die vermutlich von Wolfgang IchhabdanocheinenKracher Overath angestrebt wird. Wenn also seine Arbeit als Fußballlehrer etwas taugt, wäre Schaefer, so scheint es, eine Ideallösung.

Aber: Taugt diese etwas? Dies zu beurteilen, ist nach zwei Spielen, eines im Pokal gegen einen Zweitligisten und eins zu Hause gegen einen eher mittelmäßig aufspielenden HSV, schwer bis unmöglich. Da ich weder in der Kabine noch beim Training zu Gast sein kann, bleiben wenige Zeichen anhand derer ich deuten kann, was Frank Schaefer bislang tat, um die sportliche Misere des 1. FC Köln zu beenden.

Aufstellungsfragen:
Die größte, und bislang auch erfolgreichste Umstellung betrifft offensichtlich den Sturm: Milivoje Novakovic spielte in beiden Spielen von Anfang an, Podolski, halb Spitze, halb Zehner dahinter. Die taktische Aufstellung also, die auch Zvonimir Soldo für diese Saison auf seinem Zettel hatte, aus Gründen des schlechten Starts aber wieder und wieder verschob, bis sich die arg wackelige Defensive gefangen haben sollte. Angesichts von vier Toren für Novakovic und vier Torvorlagen und einem Tor für Podolski muss man hier ein dickes Plus für Schaefers Umstellungen notieren.
Ein klares Minus hingegen gibt es für die arg abenteuerliche und schwer nach hinten losgehende Idee, Mato Jajalo im Spiel gegen die Löwen auf die halbrechte Position zu stellen. Das Spiel lief bis zu seiner Auswechslung in der 54. Minute an Jajalo vorbei, der ganz offensichtlich überhaupt nichts mit dieser Position anfangen kann. Allerdings soll hier auch erwähnt werden, dass Schaefer offenbar schnell lernt: Anstelle Jajalos spielte fortan Christian Clemens, der dort auf seiner, ihm gewohnten Position, recht ertragreich spielte.
Auf der Problemposition hinten links kehrte Schaefer zu Stephan Salger zurück, der sich auch unter Soldo in den ersten anderthalb Spielen dort probieren durfte. Und auch im Spiel gegen den HSV verursachte Salger durch Schlampigkeit in der Abseitsstellung ein Gegentor. Allerdings kann man hier Schaefer kaum einen Vorwurf machen - der FC hat keinen anderen, besseren Linksverteidiger und Salger ist jung und wird, hoffentlich, durch solche Fehler lernen.
Durch Salgers Einsatz hinten links wurde der Aushilfsaußenverteidiger vom Dienst, Fabrice DJ Ehret, für die Position im linken Mittelfeld frei. Eine Position, die dem Franzosen weit besser liegt. Allerdings: Eine Fülle an einfachen Ballverlusten und unglaublich miserablen Flanken machten Ehrets Auftritte eher zu einem Ärgernis.

Einstellungsfrage:
Vielerorten wurde Zvonimir Soldo vorgeworfen, durch seine eher ruhige Art der Mannschaft nicht genug Motivationsschub mitzugeben. Meines Erachtens war das Unsinn: Von einigen wirklich unrühmlichen Spielen abgesehen, stimmte die Einstellung: also der Kampf-, Einsatz- und Laufwille der Mannschaft auch unter Soldo. Richtig ist, dass Schaefers Vorstellung von "aktivem Fußball" die Mannschaft zu mehr Aktion zwingt, während Soldos Marschroute häufig den Weg über die kontrollierte Defensive nahm. Aber Vorsicht, hier wird sich erst noch zeigen müssen, ob die Mannschaft auch in anderen Situationen in der Lage ist, die von Schaefer gewünschte Aktivität erfolgbringend an den Tag zu legen. In anderen Situationen heißt: Nicht gegen einen Zweiligisten oder einen arg ersatzgeschwächten HSV spielend. Und: Nicht zu Hause spielend. Die Auswärtsstärke des FC der letzten Jahre begründete sich immer auf einer extrem massierten Defensive. Sämtliche Versuche von dieser abzuweichen, mündeten in mittleren Debakeln. Das Spiel in Nürnberg am Samstag wird also auch in dieser Hinsicht ein Gradmesser sein.
In individuellen Einstellungsfragen scheint Schaefer bislang eine recht klare Linie zu fahren: Mondragon bleibt nach wie vor außen vor. Adil Chihi, dessen Trainingsleistungen wohl nicht ausreichend waren, wurde mit der Begründung "Ich kann auf Egoismen keine Rücksicht nehmen" aus dem Nürnberg-Kader gestrichen.
Das klingt gut, allerdings hat es Schaefer zur Zeit auch einfach: So gibt sich die langjährige Ego-Diva Nummer Eins, Novakovic, zur Zeit handzahm, offenbar froh nach anderthalbjährigem Machtkampf mit dem ehemaligen Trainer wieder zur Startelf zu gehören. Adil Chihi wurde schon drei Tage vor der Streichung aus dem Kader öffentlich zum Buh-Mann, als Manager Meier erklärte, der Spieler habe auch das zweite, erhöhte, Angebot nicht angenommen und wolle offenbar den Verein wechseln um anderenorts mehr Geld zu verdienen. Man stelle sich vor, Soldo hätte vor drei Wochen die Streichung der Offensivhoffnung vorgenommen - also ohne öffentliches Wissen um die Verlängerungsstreitigkeiten: Der Aufschrei wäre groß gewesen.

Auch und besonders in den Medien und damit kommen wir zum letzten Punkt der Standortbestimmung nach knapp zwei Wochen Schaefer: Trainer, wie hältst Du es mit dem Boulevard? Nach zwölf Tagen im Amt läßt sich, durchaus nicht überraschend, festhalten: Der Boulevard liebt Schaefer - kein Tag ohne positive Schaeferstory - und Schaefer läßt sich nicht lumpen: Die Begründung zur Streichung Chihis zum Beispiel wurde exklusiv an die Zeitung mit den vier großen Buchstaben weitergegeben. Wer hier mitliest, weiß, was ich davon halte. Andererseits: Ein Trainer, der sich nicht gut mit dem Boulevard stellt, lebt in Köln nicht lange.

Wie eingangs erwähnt: Eine echte Standortbestimmung ist noch nicht möglich. Die ersten Zeichen sehen durchaus positiv aus, eine Zaubermannschaft wird auch Schaefer nicht herbeitricksen können. Der große Vorteil Schaefers, dass er Verein und Mannschaft sehr gut kennt, ergänzt um die Tatsache, dass die Kanoniere des Express stillhalten, gibt Hoffnung, dass Schaefer die Zeit bekommt, die er braucht.
Am 17.11. ist allerdings Jahreshauptversammlung, Wolfgang Overath wird es sich nicht nehmen lassen, dort eine umjubelte Lösung zu präsentieren: Gelingt es Schaefer gegen die Mitkonkurrenten Nürnberg und insbesondere im Heimspiel gegen Erzfeind Mönchengladbach zu punkten, so wird er spätestens am 17. seinen Job innehaben. Wenn nicht, kommt dann der "große Name".

Donnerstag, 4. November 2010

Ein Armutszeugnis

Ich versuch mich ja zu zügeln. Boulevardschelte, wenn es um den 1. FC Köln geht, hab ich schon so oft gebracht, viel öfter als es sinnvoll wäre. Vermutlich ist das nicht einmal mehr sonderlich unterhaltsam. Ein totes Pferd und so.

Nun sitze ich hier aber schon seit Sonntag und dieses eine Ding geht mir durch den Kopf und es will raus. Also dann, fuck that, ich mach hier, was ich will.

Am vergangenen Sonntag gab es in der ZDF Reportage einen gar nicht mal so üblen Bericht über den FC, das Durcheinander der letzten Wochen wurde beleuchtet und die allgemeine Situation in Köln und im Verein beschrieben und kommentiert. Dazu gehört auch, welch Wunder, die allseits bekannte und berüchtige Kölner Medienlandschaft. Die Reportage berichtete von den zwei großen Aufregern der letzten Wochen: Podolskis unbestrafte Anklage an den Verein und Mondragons "Hotelflucht". In letztem Fall verhielt es sich so, dass Torwart Mondragon es für unumgänglich erachtete, zwei Tage vor einem Pflichtspiel mit dem FC ein Länderspiel in den USA zu absolvieren und aufgrund dessen nach seiner Rückkehr vorerst aus dem Kader gestrichen wurde, was den Kolumbianer dazu veranlasste, das Hotel, in dem sich die Mannschaft befand, zu verlassen. Nach Absprache mit dem Verein, wie Mondragon selbst und auch der Verein hinterher sagten, "fluchtartig" wie es hinterher kolportiert wurde - wer da nun recht hat, ist egal.

Und dann sitzt da Marcel Schwamborn vom Boulevardblättchen Express und erzählt, dass er eine halbe Stunde nach diesem Vorfall von einem Mitspieler angerufen worden sei und ihm von dem Vorfall berichtet wurde. Keine weitere halbe Stunde später war die Geschichte der "Hotelflucht!!!111einself" Klickknüller auf der Onlinepräsenz des Express.

Schwamborn sitzt da und grinst und sagt, dass es ein gutes Zeichen der Vernetzung wäre. Einerseits. Andererseits aber wäre dieser Vorfall - gemeint ist nicht die Hotelflucht, sondern der Anruf des Mannschaftskollegen - ein ganz und gar schlechtes Signal, quasi ein Armutszeugnis für Mannschaft und Verein. Und mir bleibt die Spucke weg.

Nicht, dass das der Vorgang neu wäre. Es hat, so lange ich denken kann, immer Spieler gegeben, die sich mit internen Informationen einen guten boulevardesken Leumund und ein Schutzschild gegen die gelegentlich auftretende Zerstörungswut des Express erkaufen wollten. Und schon immer hat die Zeitung, wie das auch anderenortes geschieht, man denke an Einlotharmatthäus, solche Korrumptionsersuche gefördert, gefordert und honoriert.

Und natürlich hat er recht: Das ist ein schlechtes Zeichen. Ein schlechtes Zeichen für die Vereins- wie auch die Mannschaftsführung, ein schlechtes Zeichen, wie es um die charakterliche Disposition des einen oder anderen gestellt ist, ein schlechtes Zeichen dafür, welche Macht besagte Zeitung im Verein faktisch hat.

Aber.. ist es nicht ein mindestens ebenso schlechtes Zeichen, diesmal allerdings weniger für den Verein, sondern für den Menschen und Redakteur Schwamborn, wenn er dieses Tun, an dem er maßgeblichen Anteil hat, von dem er direkt profitiert, das er fordert und manifestiert, im übertragenen Sinne als Armutszeugnis bezeichnet? Stellt er sich in dem Moment nicht selbiges Zeugnis aus? Eine Jumbotüte Doppelmoral anyone?

Oder bin ich bloß unendlich naiv?

Genug gefragt, hinabgestiegen, dies Pferd ist tot.

[Der Bericht in der ZDF Mediathek. Besagte Stelle findet sich bei Minute 3]

Dienstag, 26. Oktober 2010

Eine kleine Geschichte der Misswirtschaft

Die jahrzehnte lange Spitzenstellung, die der 1. FC Köln im deutschen Fußball innehatte, verdankte er Franz Kremer. Der erste Präsident des Vereins baute in den frühen Jahren des Clubs eine von allen Seiten beneidete Infrastruktur auf, die seinerzeit Ihresgleichen suchte und führte den FC binnen kürzester Zeit an die nationale Spitze. Sein Mittel: Planvolles, langfristiges Vorgehen.

Sowas hat man lange nicht geseh'n. So unschön. So unschöhön.

Die jüngere Geschichte des 1. FC Köln ist eine Geschichte voller Planlosigkeit, Kurzfristigkeit, Populismus und Stümperei.

Beginnen wir die Geschichte bei den sagenumwobenen Häßler-Millionen. Jenen 14 Millionen D-Mark (möglicherweise waren es auch 15), die 1990 für Icke von Juventus Turin bezahlt wurden und unter dem damaligen Präsidenten Artzinger-Bolten angeblich irgendwo versickerten. Das liegt lange zurück und hat mit Sicherheit nichts mit der heutigen Misere zu tun, aber sie bilden den Startschuß für eine bislang 20 Jahre dauernde Geschichte der Misswirtschaft. Dem Nachfolger im Präsidentenamt, Claus Hartmann, darf man zwar anrechnen, das große Loch im Kölner Finanzsäckel öffentlich gemacht zu haben, aber weder gelang es ihm, es zu schließen, noch war er in der Lage, einen Manager oder Sportdirektor einzustellen, der in der Lage gewesen wäre, kreativ und zuverlässig mit dem Problem umzugehen. Bernd Cullmann? Großer Spieler, miserabler Manager. Hannes Linßen? Lustige Frisur, miserabler Manager.
Über die von Hartmann und diesen Managern verpflichteten Trainer decken wir den Mantel des Schweigens. Oder möchte wirklich jemand über die Nachhaltigkeit von z.B. Peter Neururer oder Lorenz-Günther Köstner reden?

Eine hoffnungsvolle Phase der Konsoldierung dann, erzwungen durch den ersten Abstieg 1998. Präsident ist Albert Caspers. Caspers gibt offen zu, wenig von Fußball zu verstehen, aber es gelingt ihm im Verlauf seiner Amtzeit den Verein in mühevoller Kleinarbeit auf finanziell gesunde Füße zu stellen. Erst wird Ewald Lienen Trainer, der nicht immer glücklich, aber durchdacht handelt, den erfolgreichsten und attraktivsten Fußball der letzten fünfzehn Jahre spielen läßt, nach verlorenem Machtkampf mit dem zur Zeit hochgejubelten "Kölschen Jung" Dirk Lottner aber seine Koffer packen muss. Mit Lienen geht Manager Linßen, es kommt der sparsame und kleine Schritte bevorzugene Andreas Rettig. Unter ihm wird der dröge Friedhelm Funkel Trainer.

Caspers - Rettig - Funkel. Nie zuvor und nie danach war so wenig Klüngel, so wenig Inkompetenz in Form von Vetternwirtschaft am Werk. Das Problem: Die kleinen Schritte sind zu klein für des Volkes Geschmack und auch kleine Schritte müssen gelingen, das tun sie nicht immer. Erst Funkel weg. Nach Abstieg dann Putsch durch Overath und Caspers weg. Zum Amtsantritt verspricht Overath vollmundig "Kracher" und feuert erst mal auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung zu seiner Wahl den schuldlosen Marcel Koller, um mit Huub Stevens einen großen Namen zu verpflichten. Der läßt zwar den grausamsten Fußball seit Erfindung des Müngersdorfer Stadions spielen, hat aber in Form eines Aufstiegs Erfolg. Dann demissioniert Stevens freiwillig, um heute aus dem österreichischen Exil schlaue Ratschläge zu geben. Eine Charaktereigenschaft, die ehemaligen FC-Trainern wie Spielern gemein zu sein scheint.

Anschließend der Versuch mit der Verpflichtung Uwe Rapolders den letzten Schrei in Sachen Konzeptfußball und damit tatsächlich so etwas wie Fußball mit Sinn und Verstand ins Haus zu holen. Dumm nur, daß dieser als erstes Lukas Podolski rasiert und auf den zweiten Blick, so heißt es, mehr Zeit mit dem dunklen Roten verbringt als mit den Rot-Weißen auf dem Trainingsplatz. Sein frühzeitiges Scheitern jedenfalls ist auch das Ende Rettigs als Manager. Nun ist freie Bahn für Overathsches Großmannsdenken. Erst wird Michael Meier als Manager installiert, der das genaue Gegenteil des Rettig'schen Schritt-für-Schritt-Denkens ist, und nach der Episode mit dem "Schweizer Bergdoktor" Hanspeter Latour (hier muss man immerhin, wie auch später bei Zvonimir Soldo, den Versuch, ausgetretene Pfade zu verlassen anerkennen) auf dem Trainerposten wird zurückmessioniert - Christoph Daum wird Trainer.

Overath - Meier - Daum. Mehr Egomanie, mehr Immer-drölfmal-mehr-als-du war nie in Köln. Daum, zur Winterpause 07/08 installiert, darf erstmal fünf neue Spieler kaufen - nur vier davon erleben das Ende der Rückrunde, keiner von ihnen die nächste Saison. Seither herrscht heilloses Durcheinander. Zwar schafft Daum Aufstieg und Klassenerhalt dank einiger wirklich geglückter Transfers - Mohamad, Mondragon, Geromel, Özat, Novakovic - aber Hand und Fuß hat das alles nicht. Seit vielen Jahren und bis heute fehlen fähige Außenverteidiger und kreative, offensive Mittelfeldspieler, dafür treten sich die defensiven Mittelfeldspieler mittlerweile gegenseitig die Füße platt. Vor fünf, sechs Jahren fehlte dem FC ein solcher Spieler, seitdem werden offenbar nur noch Spieler dieser Position gekauft.

Lukas Podolski wird für Geld, das der Verein nicht hat, zurückgeholt, ein Gesicht soll er dem Verein geben und das Offensivpotential darstellen. Die kölsche Identifikationsfigur ist er, ohne Frage, ein Offensivspiel alleine ankurbeln und abschließen kann er nicht. Muss er auch nicht, so wurde ihm und der Öffentlichkeit seinerzeit versprochen, Podolski ist erst der Anfang. Und tatsächlich, es folgt: Maniche. Ablösefrei aber dafür mit astronomischem Gehalt und der gepflegten Lustlosigkeit eines eher defensiven Mittelfeldspielers in fußballdeutscher Ligaprovinz, umgeben von einem dutzend weiteren defensiven Mittelfeldspielern. Das wars, mehr gibts nicht.

Anfang dieser Saison dann der transfertechnische Offenbarungseid. Abgesehen vom frühzeitig verpflichteten Alexandru Ionita, einer gepokerten Investition in die Zukunft - bezahlt vom bevorstehenden Einzug in das DFB Halbfinale, der dann gegen Augsburg vergeigt wird - muss der FC, und mit ihm Trainer Soldo, auf die Jugend setzen. Und Jugend meint: Jugend. Junge Spieler hat der FC schon eine ganze Reihe in der ersten Mannschaft, jetzt kommen noch jüngere dazu. Und immer noch kein verläßlicher Außenverteidiger und immer noch kein offensiver Mittelfeldspieler von Format. Die gibt es zwar als Versprechen in die Zukunft in Form von Salger und Jajalo, aber als Stützen können sie natürlich nicht dienen.

Dazu mixe man noch ein tägliches boulevardeskes Störfeuer, das in langfristiger Entwicklung keine Quotenmöglichkeit sieht und et voilà, fertig ist die nächste Trainerentlassung.

Getreu der Overatschen Maxime gibt es nun zweierlei Möglichkeiten: Entweder die kölsche Karte oder der große Name. Beides ist der Beruhigung des Volkes dienlich. Und da der Mann nicht ungeschickt ist, macht er einfach: Beides. Zunächst wird das kölsche Tandem Schaefer/Lottner (ja, genau, jener Dirk Lottner, der einst als Kapitän das erfolgreiche Team unter Ewald Lienen auseinanderbrechen ließ, weil er als frischgebackener Star der Mannschaft keine Lust mehr auf gesunde Ernährung und Alkohol- und Nikotinverzicht hatte) eingesetzt, sollte es kurzfristigen Erfolg haben, erübrigt sich der große Name, unabhängig davon, ob der Erfolg am Ende der Rückrunde oder gar am Ende der Saison immer noch da ist. Wenn nicht, kann immer noch irgendwo her ein großer Name gezaubert werden, die ersten Testballons werden schon gesendet.

Der Präsident sitzt völlig oppositionslos fest im Sattel, der Manager hat erst Anfang des Jahres seinen Vertrag um vier Jahre verlängert, für Abfindungssummen und Transfers gibt es kein Geld.

Es gibt Tage wie diesen, an denen wünschte man sich, der Verein, der sich einen einst aussuchte, hieße Preussen Münster oder KSV Baunatal.

Freitag, 22. Oktober 2010

Vom Rollen der Köpfe und dem Wüten des Pavianfelsens

Kennt Ihr das? Ein Thema brennt auf den Nägeln, ob das nun daran liegt, dass es Euch selbst so antreibt oder das ebenfalls am Thema interessierte Umfeld in Aufregung versetzt oder beides, und der innere Ruf, dazu einen Blogbeitrag zu machen ist von gellender Lautstärke - nur: Wie anpacken? Welche Perspektive wählen, welchen Teil der Geschichte erzählen? Es gibt Themen, die sind so groß, so mannigfaltig, so ineinander verwoben, dass es eigentlich unmöglich ist, ihnen eine kommentierbare oder wenigstens erzählbare Richtung zu geben.

Vielleicht fangen wir mal hinten an. Gestern hat der 1. FC Köln eine Erklärung abgegeben, genauer gesagt der Vorstand. Notwendig wurde dies nach eher schlechten Ergebnissen, viel Pressetamtam um die Spieler Podolski und Mondragon und einer großen Unzufriedenheit im Umfeld. Woraus sich diese speist ist ein Thema für sich, dazu später mehr.

Und der Vorstand des 1. FC Köln verhielt sich ganz und gar atypisch. Als gäbe es keine lange Geschichte populistischer Entscheidungen, als wüßte nicht jeder in der Fußballrepublik, dass das K in "1. FC Köln" für Kurzschlußhandlung steht, als wäre nicht bislang jeder Vorstand - so auch dieser bereits mehrere Male - vor dem heftigen Bombardement aus Boulevard und Pavianfelsen (so wird in Kölner Fankreisen jener Teil der Fanschaft genannt, der sagenwirsmalfreundlich eher kurzfristig denkt) eingeknickt - die Botschaft war zur großen Enttäuschung der beiden letztgenannten weder die Entlassung Soldos noch die Demission Manager Meiers. Stattdessen: (Achtung, werte Freunde des gepflegten Vorurteils über Kölner Vereinsverhaltensweisen, jetzt wird es unglaubwürdig): Vernunft. Zusammenhalt. Interne Aufarbeitung.

Und der Pavianfelsen wütet und schreit, kein Kopf rollt.

Drei Tage zurück: Im Kölner Stadtanzeiger erscheint ein Artikel über den Neuzugang Martin Lanig. Lanig kommt so langsam in Tritt, der 26jährige wird gewiß nie ein Mittelfeldspieler internationalen Formats werden, aber einem gefühlten Mittelfeldverein mit Hang zum Abstiegskampf kann er, wenn er nach der fast einjährigen Verletzungspause wieder in Form ist, weiter helfen. Martin Lanig, der beim VfB Stuttgart durch allerlei Täler wandern musste, sagt: „So etwas wie in Köln habe ich noch nie erlebt. Es ist schwierig, der Erwartungshaltung hier gerecht zu werden“ - und mit "schwierig" meint er wahrscheinlich "unmöglich".

Die Vorwürfe gegen Trainer Zvonimir Soldo sind manngifaltig und mindestens ebenso undurchsichtig. Ein schönes Exempel ist ein Blogbeitrag Quarkbällchens: Warum der Trainer denn nicht endlich mal, wie versprochen, auf die Jugend setze? Tatsächlich standen gegen Dortmund fünf Spieler auf dem Platz zwischen 19 und 22, auf der Bank saßen drei weitere Spieler dieser Altersgruppe. Die jugendlichen Spieler Matuschyk, Clemens, Yalcin, Salger und Jajalo verdanken ihre Einsatzzeiten dem Händchen des Kroaten für junge Spieler und die letztjährige Renaissance Adil Chihis - von Vortrainer Christoph Daum zu einem spielerischen Häufchen Elend gemacht - geht ebenfalls auf Soldos Konto.
Aber, aber: Zudem habe der Trainer mit der Nichtberücksichtigung Novakovics und Mondragons zwei "Probleme reingebracht". Ein Jahr zurück: Trainer Soldo steht am Pranger, weil er sich von der Diva Novakovic auf der Nase rumtanzen läßt.

Die Argumente der Soldo-Kritiker sind so viele wie sie austauschbar sind wie sie keinen Sinn ergeben. Übrig bleibt am Ende dann immer der Hinweis auf die zu ruhige Ader des Kroaten, der in Interviews und an der Seitenlinie zu ruhig sei und deswegen unmöglich in der Lage sei, die Mannschaft zu motivieren. Die Mannschaft übrigens sagt das Gegenteil.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass der Express zügig nach der Anstellung Soldos beschloß, diesen so schnell wie möglich wieder wegzuschreiben, da er sich aufgrund seiner Introvertiertheit nicht zum Auflagenrenner wie sein Vorgänger - der im übrigen stets gemeine Sache machte mit der Zeitung - eignet. Quelle surprise - die Argumente des Pavianfelsens sind die gleichen wie die des Boulevard. Nachtigall, ick hör dir stampfen.

Das Gegenbild zeichnet der Kicker in seiner gestrigen Ausgabe: ""Ich möchte solche Dinge intern lösen. So bin ich, so werde ich bleiben", betont er und blickt nur auf den Erfolg der Mannschaft: "Sie wird unten rauskommen. Aber dafür braucht sie Ruhe. Deswegen habe ich auch kein Theater gemacht, sonst würde es hier noch schlimmer." Er fordert: "Wir dürfen jetzt nicht die Nerven verlieren!" Soldo stellt Egoismen hinten an - ein im Klub seltenes Bild." Abgesehen davon, dass es so scheint, als wäre der Wunsch die Nerven nicht zu verlieren für das Umfeld längst nicht mehr realisierbar, ist es vor allem der letzte Satz, der hängenbleibt. Und der damit einhergehende Schluß, was für ein Glück es eigentlich ist, dass dieser Verein, dieses liebenswerte Konglomerat aus Chaos und Egomanie, einen solchen Trainer hat.

Noch jedenfalls. Zeter und Mordio werden wohl auch die letzten Spuren von Vernunft dahinraffen, wenn am Samstag keine gute Leistung und / oder eine Niederlage gegen Hannover folgt. Dann wird vermutlich egal sein, dass der letzte Trainer, unter dem der Effzeh attraktiveren Fußball spielte, Ewald Lienen hieß (und dies auch nur eine Saison - 2000/01 - in der darauffolgenden Saison wurde Lienen zum Rückrundenstart entlassen) und dies weder Christoph John, noch Friedhelm Funkel, noch Marcel Koller, noch Huub Stevens, noch Uwe Rapolder, noch Hanspeter Latour und schon gar nicht Christoph Daum gelang. Es wird ebenso egal sein, dass in der Geschichte des 1. FC Köln nur ein Paniktrainerwechsel Erfolg brachte und das war, man mag es gar nicht schreiben, der hin zu Peter Neururer in der Saison 1995/96. In der darauffolgenden Saison allerdings wurde Neururer schon Ende September entlassen und der Verein stieg erstmalig ab. Alle anderen Trainerentlassungen haben genau das gebracht: Nichts.

Aber egal. Die Hauptsache ist, dass ein Kopf rollt. Dem Volk gelüstet es nach Blut.

Montag, 18. Oktober 2010

Kein Grund für Empörung

Bei einem meiner beiden Versuche im regulären Vereinsfußball Fuß zu fassen, ich war gerade alt genug, nicht mehr für die A-Jugend zu spielen, also jung, agil und schnell, spielten wir, irgendwo in den Niederungen der ländlichen Ligen, gegen eine Altherren-Mannschaft. Mein Gegenspieler, ich war Stürmer, er Manndecker, ja, so alt bin ich, obwohl, naja, in den Niederungen wird vermutlich noch heute mit Manndeckung gespielt, mein Gegenspieler jedenfalls, war ein alter, dicker, man verzeihe mir, Sack. Zwar hatte ich bei meinem ersten Versuch mit dem regulären Vereinsfußball recht hochklassig gespielt, dies aber eher zufällig, um es offen zu sagen: Der Verdacht, dass aus mir ein zweiter Icke Häßler werden könnte, stand nie im Raum. Zwar hatte ich einen ganz guten Blick für das Spiel, aber die Technik war nie meine Stärke - damals lebte ich vor allem von der Schnelligkeit. Mein Gegenspieler, der alte, dicke Sack, hatte, sobald sich die Zuordnung auf dem Feld ergab, erkannt, dass es für ihn schwierig werden würde an diesem Tage. Und so tat er, was er tun musste: Kaum, dass wir einmal auf dem Feld beieinander standen, sagte er mir mit gehobenem Zeigefinger und wirklich furchteinflößendem Gesichtsausdruck: "Pass mal auf, Junge, damit eins klar ist: Gerannt wird hier nicht". Ich war nun so frei, nicht freiwillig auf meine beste Stärke zu verzichten, also packte er sein Arsenal an Gegenmaßnahmen aus, und so entstand ein für mich bis heute denkwürdiges Spielchen: Ich versuchte zu rennen, er versuchte dies zu verhindern mit allen Tricks und Tücken, die ich bis dahin nur vom Hörensagen kannte, wenn überhaupt. Nie wirklich brutal, nie verletzungsgefährend, aber leider, ich muss es zugeben, erfolgreich: Ich bekam, im wahrsten Sinne des Wortes, kein Bein auf den Boden. Irgendwann fing ich mir eine gelbe Karte, weil der Schiedsrichter meinte, es sei nun genug mit den Schwalben, die in Wahrheit keine waren, gab das Rennen mehr oder minder auf und wurde ausgewechselt. Er hatte gewonnen.

Wie vermutlich fast alle Fußballfans mag auch ich die große Kunst, die magischen Momente, schnelle Ballstafetten, Wunder der Athletik, an die unsereins als Nichtleistungssportler niemals herankommen wird und all diese "Woah!"-Momente. Aber Fußball ist nicht nur das, er ist auch Dreck und wohldosierte Boshaftigkeit, Provokation und Gegenreaktion. Das Problem dabei ist, zugegebenermaßen, die Grenze, das Maß. Die Verletzung eines Gegenspielers zu beabsichtigen oder leichtfertig in Kauf zu nehmen ist eine Überschreitung der Grenze, die Balance zwischen Theater und Sport muß stimmen. Wenn letzteres nicht stimmt, verdienen sich Spieler Beinamen wie "Heulsuse" oder "Schwalbenfrettchen" und das völlig zu Recht. Wenn sich allerdings zwei Spieler, die in einem Spiel zu den besten Akteuren auf dem Platz gehören, ein kleines Scharmützel liefern, wie es Lukas Podolski und Nuri Şahin am Freitag taten (und im Fall des Letzteren ist damit nicht sein Zufallstreffer in der 91. Minute gemeint, sondern seine Reaktion darauf), so gibt es da aus meiner Sicht keinerlei Platz für Empörung. Wir erwarten von den Spielern, dass sie neunzig Minuten mit ganzer Leidenschaft und vollem Einsatz spielen, und so lange sie oben genannte Grenzen einhalten, die Regeln nicht verletzen und die Balance wahren, ist jedes Mittel erlaubt. Alles andere ist Kokolores.

Freitag, 15. Oktober 2010

Lieber Daniel Theweleit,

ich freu mich ja immer, wenn ich in meiner morgendlichen Berliner Zeitung einen Artikel über den 1. FC Köln lesen darf, kommt ja, aufgrund der geografischen Entfernung nicht soo oft vor. Und klar, Podolskis Interview mit der Sport-Bild hat jede Menge Zündstoff geliefert, wie Ihr Qualitätsjournalisten so schön sagt, da kann man schon mal einen schönen Artikel schreiben.

Und klar, als Qualitätsjournalist hat man auch nicht so viel Zeit, und Recherche kostet viel der nicht vorhandenen Zeit. Versteh ich, versteh ich. Es ist mir, als kleiner, unwichtiger Schlurch- und Popelblogger, darum eine große Ehre, Dir helfen zu dürfen.

Da schreibst Du zum Beispiel folgendes:
Die Mannschaft entwickelt sich nicht weiter, obwohl in den vergangenen Jahren viel Geld investiert worden ist. Und mit Pedro Geromel ist nur ein einziger Spieler seit dem Aufstieg vor gut zwei Jahren signifikant wertvoller geworden. Demgegenüber stehen viele teure Spieler (Özat, Maniche, Womé, Schorch, Ishiaku, Ionita, Sanou), die der Mannschaft kaum oder gar nicht weiter geholfen haben.

Nun ja, lieber Daniel - ich darf Dich doch Daniel nennen? - das mit dem vielen Geld, das investiert worden ist - ich weiß nicht, ob man das so schreiben kann. Natürlich: Zehn Millionen Euro hat Lukas Podolski gekostet, das ist für eine Fahrstuhlmannschaft mit Mittelfeldambitionen ein Haufen Holz, aber so wie Du das schreibst, klingt es fast, als wären jede Menge teurer Stars eingekauft worden. Und das wäre ja ziemlicher Unsinn. Hast Du bestimmt anders gemeint, bloß wie?
Aber eigentlich wollte ich Dich bloß darauf hinweisen, dass die Liste der teuren Fehleinkäufe ein bisschen problematisch ist. Okay: Ishiaku und Sanou - gebongt. Vor allem ersterer, 2 Millionen Euro teuer und dauerverletzt, darf und muss in einer Liste der teuren Fehleinkäufe auftauchen. Willfried Sanou hat ebenfalls nicht das gebracht, was man sich von ihm erhoffte, aber nun ja, "Ablösefrei" ist jetzt nicht soo teuer, finde ich. Aber okay.
Bei Maniche und Womé wirst Du sicherlich Unterstützer finden. Ich finde ja, das beide auf ihre Weise durchaus zum Gelingen Klassenerhalt beigetragen haben und da beide ebenfalls ablösefrei waren, kann man trotz sicherlich fürstlicher Gehälter nicht so salopp von "teuren Fehleinkäufen" reden. Aber ich sehe ein: Da kann man diskutieren.
Schorch, Ionita und Özat allerdings in dieser Liste aufzuführen ist wirklich.. ähm.. nun ja, wie soll ich es sagen, Unsinn. Schorch und Ionita sind blutjunge Perspektivspieler. Der rumänische Stürmer ist erst seit Anfang der Saison dabei, zur Zeit wird mit nur einer Spitze gespielt und er kommt trotzdem zu mehr Einsätzen als Novakovic: Eine Nennung als Fehleinkauf find ich da sagenwirmal problematisch. Und Schorch hat vor seiner Verletzung vor einem halben Jahr 18 Spiele gemacht, nicht so schlecht als damals Zwanzigjähriger.
Ümit Özat: 32 Spiele in der 2. Liga mit 10 Torvorlagen und bis zu seinem Zusammenbruch wegen einer Herzmuskelentzündung - Du erinnerst Dich, Daniel? - 3 Erstligaspiele mit einer Torvorlage, sowie bester Kölner Außenverteidiger der letzten fünfzehn Jahre und zum Zeitpunkt seines Ausscheidens unumstrittener Kapitän - ich bitte Dich, Daniel, Özat in dieser Liste auftauchen zu lassen, ist gelinde gesagt, hanebüchener Kokolores.

Aber gut, weiter im Text, ich weiß ja, Du hast nicht viel Zeit:

Außerdem hat [Manager Michael] Meier Torhüter Thomas Kessler zum FC St. Pauli transferiert, das könnte sich jetzt rächen.

Ausgeliehen, Daniel, ausgeliehen.

[...] Faryd Mondragon hat nämlich am Wochenende gegen den Willen des Vereins ein Freundschaftsspiel für Kolumbien absolviert, wahrscheinlich wird er zur Strafe seinen Stammplatz verlieren. Ersatzmann Miro Varvodic ist noch ohne Pflichtspieleinsatz für Köln.

Äh - Das "Wochenendspiel" war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, was ja auch das Problem ist, in Anbetracht der Tatsache, das zwischen jenem Spiel und dem heutigen Bundesligaspiel noch ein anstrengender Flug lag. Deswegen wird Mondragon nicht spielen (was ja nicht bedeutet, dass er seinen Stammplatz verliert) sondern stattdessen der 21jährige Vorvodic, der in der Tat noch ohne Einsatz ist. Ob nun der 24jährige Kessler mit seinen 11 Einsätzen für den Effzeh der viel bessere Ersatz wäre, wie Du es andeutest, muss sich wohl erst noch zeigen, meinst Du nicht auch?

Es gab Zeiten, da wurden Manager [..] und Trainer [...] öffentlich so lange demontiert, bis ihre Rauswürfe zu kleinen Heldentaten wurden. Nun trainiert Zvonimir Soldo die Mannschaft [und es stand nie] die Frage nach seiner Zukunft [...] im Mittelpunkt der Debatten.

Haha, Thewe, altes Haus, das ist.. hihi... also, das war wirklich gut.. was ist los? Keine Kölner Zeitschrift im letzten Jahr in der Hand gehabt? Internet kaputt? Der Express sägt doch seit Beginn der Soldo-Zeit, weil ihm der Mann zu dröge ist und zu wenig Entertainment liefert, und gerade in den letzten Wochen mit aller Gewalt an des Trainers Stuhl... Oh, Halt - mein Fehler, das Zitat war ja nicht komplett:

Nun trainiert Zvonimir Soldo die Mannschaft, und obwohl der Stoiker mit durchschnittlich 1,05 Punkten der erfolgloseste Trainer der Kölner Bundesligageschichte ist, stand die Frage nach seiner Zukunft nie im Mittelpunkt der Debatten.


Okay, ich nehme es zurück: Offenbar funktioniert Dein Internet noch, diese Zahl stand nämlich neulich im Express, mit eben genau dieser Formulierung des "erfolglosesten Trainer" des Effzeh aller Zeiten. Aber hej, Daniel, gerade Du als Qualitätsjournalist musst doch wissen: Was im Express steht, ist noch lange nicht wahr. Schon mal den Namen Marcel Koller gehört? Uwe Rapolder? Hanspeter Latour? Na? Ja, lieber Daniel, die waren alle schlechter. Doch, doch. Der Express hat seine Statistik so lange gedreht und gewendet, bis das Ergebnis passte, was ja nicht schlimm ist, das machen die halt so, wenn sie jemanden demontieren möchten. Aber Du doch nicht, Daniel.

Weißt Du was, Daniel? Wir machen das einfach so - Wenn Du das nächste Mal einen Artikel über den 1. FC Köln schreiben willst, schreibst Du mir einfach mal eine Mail vorher, dann hast Du auch ein paar saubere Rechercheergebnisse. Oder Du fragst einfach irgendeinen anderen x-beliebigen Menschen, der sich ein bisschen auskennt.

Beste Grüße von der Schlurch- und Popelfront,
icke.

Samstag, 25. September 2010

VHS Workshop 101-0815 "Extreme Trainerstuhlsäging" für Fortgeschrittene

Liebe Workshopteilnehmer,

ich freue mich, dass Sie alle hier so eifrig zusammen gekommen sind, um auch als Fortgeschrittene an unserem kleinen Kurs "Extreme Trainerstuhlsäging" teilzunehmen. Als kleine Erinnerung: Im ersten Teil unseres Kurses lernten wir, dass die beste Position, um die Weiterbeschäftigung eines Fußballlehrers zu verhindern, die des Redakteurs oder Reporters einer Boulevardzeitung ist. Insbesondere dann, wenn die Stadt, in der Sie sich befinden, medial fest in der Hand Ihres Herausgebers ist.

Heute wollen wir uns einen etwas schwereren Fall vornehmen als, sagen wir einmal, eine lange Niederlagenserie, eines beschlossenen Abstiegs oder ähnlich Eindeutiges. Nehmen wir mal an, der Verein, um dessen Trainer es geht, hat nach einem schlechten bis durchwachsenem, aber keineswegs aussichtslosen, Start ein richtig gutes Spiel gemacht. Zu Hause, vor den Augen der städtischen Öffentlichkeit. Gegen eine Mannschaft aus der Tabellenspitze. Wenn es gut für Sie, liebe Workshopteilnehmer, läuft, hat der Verein nur Unentschieden gespielt, obwohl mehr drin gewesen wäre. Trotz dieser schlechten Punktausbeute herrscht allgemeine Zufriedenheit, denn die Mannschaft hat gegen einen schweren Gegner ein beherztes Spiel und guten Fußball gezeigt. Aber werfen Sie nicht die Flinte ins Korn: Wenn es zum Beispiel richtig gut für Sie läuft, dann führt dieses Unentschieden dazu, dass der Verein aufgrund des mageren einen Punktes nur 17. nach Ablauf des gesamten Spieltages ist.

Da gilt es vorbereitet zu sein!

Was also tun? Schließlich können Sie nicht einfach draufhauen, wie es sonst Ihre Art ist, die ganze Stadt hat ja gesehen, dass das Engagement der Mannschaft hoch war, dass sie spielerisch zu überzeugen wußte, dass sie trotz einer Schwächephase, in der sie auch das Gegentor kassieren musste, sich wieder ins Spiel zurück kämpfen und spielen konnte. Nein, mit draufhauen erreichen Sie hier niemanden. Da gilt es subtiler vorzugehen:

Legen Sie einen ersten Schwerpunkt auf die nervöse Stimmung im Umfeld und unter den Fans vor dem Spiel. Betonen Sie Ihre Mitarbeit am Entstehen dieser Stimmung und präsentieren Sie sich als Ventil, als Vertreter der Unzufriedenen, der Ungehörten. Schreiben Sie zum Beispiel: "Mit der „kölschen Klagemauer“ hatte [Name Ihrer Zeitung] den Fans ein Forum gegeben. Mit Briefen und im Internet hatten die FC-Anhänger ihren Unmut zum Ausdruck gebracht. Vor dem Anpfiff gab es Pfiffe gegen Trainer [Name des Trainers]."

Das aber ist angesichts des anschließenden couragierten Auftretens der Mannschaft wenig bis gar nichts wert, wenn Sie nicht in der Lage sind, eine Verbindung herzustellen zwischen Ihrem oppositionellen Tun und dem Spiel der Mannschaft. Seien Sie mutig, setzen Sie Zeichen, aber lassen Sie ein kleines Hintertürchen offen. Schreiben Sie also weiter: ".. Vor dem Anpfiff gab es Pfiffe gegen Trainer [Name des Trainers]. Und das zeigte offenbar Wirkung: Nur auf zwei Positionen verändert, aber wie verwandelt kamen die Kölner aufs Spielfeld. Bissig in den Zweikämpfen, ideenreich im Spiel nach vorne.." - Haben Sie das verstanden? Ihr Engagement, meine Damen und Herren, hat ganz offenbar dazu geführt, dass eine Mannschaft nicht nur wie verwandelt und bissig spielt, sondern zudem noch ideenreich. Sie haben vollbracht, wozu der Trainer, dessen Kopf Sie rollen sehen wollen, nicht in der Lage ist.

Nun haben wir also dem Leser klar gemacht, wer wirklich für diese Veränderung im Spiel der Mannschaft verantwortlich ist. Aber vergessen wir nicht, es ist ja Ihre Aufgabe, eine Weiterbeschäftigung des Trainers alsbald zu verhindern. Da ist es auch in guten Stunden nötig, deutlich zu machen, dass diese guten Stunden trotz des Trainers und nicht seinetwegen erreicht wurden. Wenn Sie hier keine Beweise finden können - das macht doch nichts. Behaupten Sie einfach etwas. Schreiben Sie zum Beispiel: "Danach schien der FC die Gäste in Grund und Boden zu kämpfen. Doch von der Bank kamen immer wieder Signale, einen Gang runterzuschalten. Der falsche Weg." Niemand außer Ihnen hat diese Signale gesehen? Kein Problem, glauben Sie mir, es geht darum, in der nächsten schlechten Situation auf etwas verweisen zu können, dass zeigt, dass dieser Trainer auch in guten Zeiten im Weg stand und das Positive verhindern wollte. Nur so, werte Teilnehmer, können Sie eines Tages Ihr Ziel erreichen.

Zum Abschluß noch einen kleinen Tipp: Bleiben Sie flexibel! Sie haben zum Beispiel den ganzen Sommer über die hoffnungsvolle Zukunft des jungen Spielers T.Y. im offensiven Mittelfeld bejubelt? Der mußte nun auf die Bank, ausgetauscht gegen den, ein gutes Spiel machenden, ebenfalls recht jungen A.M.? Ignorieren Sie einfach, dass Ihr dies auf Kosten des von Ihnen protegierten Spielers T.Y. ging, ignorieren Sie einfach, dass Sie noch im letzten Spiel die Einwechslung A.M. als taktische Frechheit brandmarkten und fragen Sie empört "Warum schmorte er so lange auf der Bank?". Seien Sie flexibel. Sie haben ein Ziel zu erreichen! Da hilft Ihnen weder Logik noch Anstand.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Freitag, 24. September 2010

Press The Reset Please.

Fußball ist total toll. Okay, Okay, wenn es mal nicht so läuft, im Verein des Herzens, dann ist es irgendwie doof, Fußballfan, oder besser: Vereinsfan zu sein.

Und auch wenn ich die Untergangsstimmung, die in weiten Teilen des Anhangs des 1. FC Köln herrscht nicht teilen kann, sieht das schon doof aus:

tabellensituation der 1. Bundesliga


Aber, aber, kein Problem, das schlaue Fan baut vor und hat noch einen Zweitverein zu bieten. Läuft es mal nicht so gut bei dem Einen, hat er noch den Anderen, der dann die emotionalen Kastanien aus dem Feuer holt:

tabellensituation der 2. Bundesliga


Hmpf. Nun gut. Als Mann von Welt gibt es natürlich irgendwo auf dem Planeten noch einen dritten, dem emotionalen Haushalt dienlichen Verein, sagenwirmal zum Beispiel Independiente de Avellaneda aus Argentinien.

tabellensituation der argentinischen Liga


Örks. Summa Summarum 17 Spiele, 1 Sieg, 6 Unentschieden, 10 Niederlagen. 14:32 Tore. Platzierungen der kommenden Gegner: 3., 3. und (Puh!): 17..


Ich will ein Reset. Sofort.

Mittwoch, 22. September 2010

Lieber Kölner Stadt-Anzeiger,

eigentlich machst Du das ja wirklich vorbildlich. In Deiner Onlineausgabe darüber zu berichten, dass der zwielichtige "Ermittler" der UEFA und angebliche Café King-Freund Robin Boksic im Rahmen seiner bislang völlig haltlosen und hanebüchenen Beschuldigungen über Spielmanipulationen auch zwei Mitglieder der Kölner Mannschaft als Schuldige nennt ohne dies belegen zu können, ist eindeutig Dein Job.
Dass Du diesen Job seriös betreiben willst und im Gegensatz zum Boulevardblättchen Express darauf verzichtest, diese Spieler beim Namen zu nennen und stattdessen nur von "zwei Kölner Profis" sprichst, ehrt Dich. Also, eigentlich ehrt es Dich nicht, weil es ja eigentlich Standard sein sollte, aber nun gut, die mediale Landschaft ist, wie sie ist, und von daher: Es ehrt Dich. Gut gemacht.

Dass Du dann allerdings neben dem Artikel ein Foto der beiden Spieler zeigst und als Bildunterschrift deren Namen wählst, wirkt recht dämlich. Oder eben doch weniger ehrenhaft.

Beste Grüße,
icke.

[Update: Der Text ist mittlerweile dahingehend geändert worden, dass die Namen der beiden Beschuldigten genannt werden.]

Freitag, 17. September 2010

Union ist Herthas Chance

Die Anzahl der Diskussionen geht in Richtung unendlich, auch hier ist sie schon ansatzweise geführt worden: Woran liegt es, dass Hertha BSC, trotz einiger Jahre in Liga Eins und Champions League so wenig Standing hat in Berlin. Die Zahl der Antworten ist nicht geringer: Lange Zweiligajahre in jener Zeit als eh wenig Menschen zum Fußball gingen; ein Stadion, das alles mögliche ist, aber kein gemütliches Zuhause; die ehemalige Frontstadt Berlin, in "die Leute aus Heimweh hinzieh'n" und ihren Heimatverein mitbringen; die Aufgabe der innerstädtischen Heimat Wedding und der Umzug nach Charlottenburg; die Großmäuligkeit nach dem Aufstieg und der Anspruch, ab sofort und von oben verordnet "Hauptstadtclub" zu sein; und, und, und..

Und auch wenn so mancher Hertha-Fan davon schwadroniert, das heute stattfindende Spiel gegen den 1. FC Union sei ja gar kein richtiges Derby, weil es ja nicht in der ersten Liga stattfinde - Hertha BSC kann heute weit mehr gewinnen als nur die 3 Punkte, um die es neben all der Aufregung heute abend auch noch geht. Union nämlich hat zwar auch einen ganzen Sack voll Probleme, den es mit sich herumträgt und die meisten mit der Silbe "Geld" beginnen, aber in der Währung "Authentizität" können die Köpenicker baden wie einst Onkel Dagobert im Geldspeicher.

Und jedes Duell auf Augenhöhe - sehen wir mal von finanziellen und sportlichen Unterschieden ab und nehmen als Maßstab für die Augenhöhe nur die Ligazugehörigkeit - hilft Hertha sich zu verorten in Berlin. Sich an der örtlich bedingten Rivalität mit einem zwar in jeder Hinsicht deutlich kleineren, aber endlich mal ernstzunehmenden anderen Berliner Verein reibend, gewinnt Hertha an Wahrhaftigkeit. Die stärkere Authentizität der Rot-Weißen färbt ab, das blaue-weiße "Wir" hat endlich einen Gegenpart, das "Sie", dass das "Wir" braucht, um sich zu definieren. Und von "Wir" und "Sie" hat Union jede Menge zu bieten.

Es ist zu vermuten, daß das heutige Spiel nicht nur das erste Derby dieser Art, sondern auf kurz- bis mittelfristige Sicht auch das letzte sein wird, abgesehen vom Rückspiel natürlich. Hertha strebt den sofortigen Wiederaufstieg nicht nur an, sondern stellt sich dabei bislang auch sehr gut an und Union wird den Sprung in Liga Eins wohl nicht so schnell schaffen, falls überhaupt. Das ist für Union zwar schade, denn auch die Köpenicker profitieren vom Derby, aber für Hertha ist es der deutlich größere Verlust.

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