Personelles

Sonntag, 24. Oktober 2010

Vorläufiges Fußballtraineranforderungsprofil des 1. FC Köln

- Er muss attraktiven Fußball spielen lassen (vergleiche nicht: Friedhelm Funkel, Huub Stevens, Christoph Daum)

- Er darf die Mannschaft nicht überfordern (vergleiche nicht: Morten Olsen, Zvonimir Soldo)

- Er darf nicht von Konzeptfußball reden (vergleiche nicht: Uwe Rapolder)

- Er muss sich mit dem Express und anderen Boulevardmedien gut stellen. (vergleiche nicht: Zvonimir Soldo, Ewald Lienen, Friedhelm Funkel)

- Er darf nicht zu sehr vom Express und anderen Boulevardmedien vor den Karren spannen lassen (vergleiche nicht: Christoph Daum)

- Er darf nicht nur auf alte Spieler setzen (vergleiche nicht: Friedhelm Funkel, Christoph Daum)

- Er darf nicht zu sehr auf junge Spieler setzen (vergleiche nicht: Marcel Koller, Zvonimir Soldo)

- Er darf charakterlich nicht zu introvertiert sein (vergleiche nicht: Bernd Schuster, Friedhelm Funkel, Huub Stevens, Zvonimir Soldo)

- Er darf charakterlich nicht zu extrovertiert sein ( vergleiche nicht: Uwe Rapolder, Christoph Daum)

- Er muss als Trainer Erfahrungen mit deutschem Erstligafußball mitbringen (vergleiche nicht: Marcel Koller, Hanspeter Latour, Zvonimir Soldo)

- Er muss jung und unverbraucht sein (vergleiche nicht: Friedhelm Funkel, Huub Stevens, Hanspeter Latour)

- Er muss erfolgreich in der 1. Bundesliga sein, und dies länger als eine Saison (vergleiche nicht: Alle)


- Er möge bald geboren werden.

Montag, 4. Oktober 2010

Die Liste des Grauens

Wer A sagt, muss auch B sagen, wer am Trainerstuhl sägt, muss auch Alternativen nennen können. Welches Grauen darfs denn sein?

Arbeitslose Trainer im Oktober 2010:

Andersen, Jörn
Bommer, Rudi
Bongartz, Hans „Hannes“
Briegel, Hans-Peter
Buchwald, Guido
Daum, Christoph
Dörner, Hans-Jürgen „Dixi“
Eilts, Dieter
Favre, Lucien
Frank, Wolfgang
Götz, Falko
Herrlich, Heiko
Hock, Christian
Jerat, Wolfgang
Klinsmann, Jürgen
Koch, Roland
Koller, Marcel
Köppel, Horst
Labbadia, Bruno
Lieberam, Frank
Lienen, Ewald
Linz, Paul
Loose, Ralf
Menze, Steffen
Möhlmann, Benno
Neururer, Peter
Pagelsdorf, Frank
Rapolder, Uwe
Röber, Jürgen
Schmitt, Edgar
Stielike, Uli
Toppmöller, Klaus
von Heesen, Thomas
Weidemann, Uwe
Zachhuber, Andreas

Mittwoch, 28. April 2010

Faryd Mondragón - Der heimliche Kapitän bleibt an Bord.

Damals, bevor der 1. FC Köln in den Niederungen des Profi-Fußballs verschwand, galt eines als sicher: Das Trikot mit der Nummer Eins trug ein Spieler, der sowohl sportlich große Klasse verkörperte als auch eine wichtige Integrationsfigur für den Verein darstellte. Anton "Toni" Schumacher, Harald "Toni" Schumacher, Bodo Illgner. Von 1979 bis 1994 kam der Torwart der deutschen Nationalmannschaft aus Köln. Und so unterschiedlich Schumacher der Zweite und Illgner als Typen waren und sind, so wichtig waren sie doch beide für den Verein als Führungsspieler und Galionsfiguren.

Der FC ist sportlich noch lange nicht wieder da, wo er mal war. Ob das überhaupt gelingen kann und wenn ja, wie lange es dauert, sind andere Fragen. Doch eines ist sicher: Der Torwart des FC ist wieder wer.

Es war im dritten Spiel für den 1. FC Köln, als Faryd Mondragón 2007 den Grundstein legte für das, was er heute dem Verein bedeutet. Das zweite Heimspiel der Saison, das erste war verloren gegangen und auch jetzt sah es nicht gut aus, kurz nach der Halbzeit war Carl Zeiss Jena mit 1:3 in Führung gegangen. Ob der schon etwas ältere Kolumbianer im Tor wirklich die erhoffte Verstärkung werden würde, lag noch im Nebel der unbekannten Zukunft. Zwar hatte Adil Chihi in der 74. Minute den Anschlußtreffer zum 2:3 erzielen können, doch die Stimmung in Müngersdorf war schlecht, das Spiel des FC bis dahin auch, ein Sieg hier und heute schien undenkbar, der Fehlstart für die geplante Aufstiegssaison damit zementiert. Da wechselte der Gegner in der 80. Minute aus, Nils Petersen schlich auf der Höhe der Mittellinie vom Feld, jeder langsame Schritt eine Sekunde mehr auf der Uhr. Nicht, dass diese Zeitverzögerung irgendjemanden sonderlich gestört hätte, das Spiel war eh verloren. Einer jedoch sah das anders: Plötzlich tauchte Mondragón auf, von seinem Tor aus kam er angelaufen mit großen Schritten, nur um Petersen auf seinen letzten Metern ein bißchen Dampf unterm Hintern zu machen. Er kassierte dafür die Gelbe Karte und die Herzen der Zuschauer. Denn plötzlich war der Mut wieder da, auf den Rängen und auf dem Feld und der FC gewann tatsächlich noch 4:3. Aufgerüttelt von einem, der gar nicht einsah zu verlieren.

Faryd Mondragón wird nie das deutsche Nationalmannschaftstrikot überziehen, aber ansonsten ist er in allen Belangen ein großartiger und würdiger Nachfolger der Kölner Torwarttradition. Sportlich hat er in den vergangenen drei Jahren mit starken Leistungen zum Aufstieg und anschließendem zweimaligen Klassenerhalt verholfen. Im zerbrechlichen Kölner Mannschaftsgefüge gilt er als einer der wichtigsten Figuren und auch außerhalb der Mannschaft ist er ein Mann, dessen Wort Gewicht hat: Als Anfang der Saison jeder Windhauch von den Boulevardmedien zu einem menschheitsvernichtenden Sturm aufgeblasen wurde, hielt Mondragón ihnen eine Standpauke, die sich gewaschen hatte - mit Erfolg. Mittelfristig herrschte Ruhe.

Gestern gaben der FC und Mondragón bekannt, dass der Kolumbianer auch in der kommenden Saison zwischen den Pfosten des Vereins stehen wird. Das galt lange Zeit als unsicher, einerseits ist Mondragón mittlerweile schon 39, andererseits gab es Berichte über das Interesse zweier us-amerikanischer Vereine an den Diensten des Torwarts. Und weil spekuliert worden war, dass Mondragón hier nur um einen neuen Vertrag pokern würde, und weil er einer ist, dem das an der Ehre kratzt, lud er gestern Vertreter der Medien zum Geissbockheim um die Dinge klar zu stellen.

Und Mondragón wäre nicht Mondragón, wüßte er nicht eine solche Verkündigung zu nutzen. Als Feier seiner eigenen Bescheidenheit ("Ich habe hier, verglichen mit dem was ich in der Türkei verdient habe, auf 70% meines Einkommens verzichtet"), als glaubhafte Versicherung zum Verein ("Ich tauschte Geld gegen Glück und die Teilhabe an einem ambitioniertem Projekt"), um Vereinspolitik zu betreiben ("Wir müssen hier noch viel ändern, innerhalb und außerhalb des Vereins, besonders aber innerhalb."), um berechtigte Medienschelte zu tätigen ("If Maniche makes Schtinkefinger, it's more important than when we won against Bochum for example") und um die Fanseele zu streicheln ("Niemand kann mir ins Gesicht sagen, dass ich ein Söldner wäre. Ich bin und bleibe hier, weil ich die Farben des Vereins fühle, weil ich den Verein verteidige, weil ich Teil des Vereins geworden bin.").

Und auch wenn er hier und da vielleicht über das Ziel hinausschießt ("Ich mag nicht mehr gegen den Abstieg spielen, ich möchte um einen Europacup-Platz mitspielen und das Pokalfinale in Berlin spielen") - jedes Wort ist glaubhaft. Dass Mondragón weiß, wie er sich verkaufen muss, um sich bei den Fans, den Medien und im Verein gut zu positionieren, und er das auch nutzt, ist sicher unzweifelhaft. Aber das ist ihm erlaubt. Weil seine Leistung stimmt und weil er sich, wie zu Beginn der Saison, auch der Gefahr sich unbeliebt zu machen aussetzt, wenn es ihm nötig erscheint. Weil er eine würdige Fortsetzung der Kölner Torwarttradition ist.

Danke Faryd und auf ein weiteres Jahr.

Mittwoch, 24. März 2010

Wenn et Geromelche jeht...

Das tolle am Köln-Fan-Dasein ist ja, das jeden Tag etwas los ist. War es vorgestern noch die Pfeiferei gegen Pierre Womé, und gestern die Urteilsverkündigung des DFB in Sachen brennende Fackeln im Sturm der Gästekurven, so wird heute schon die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Wobei Sau hier wirklich der falsche Ausdruck ist. Und überhaupt: Das ist gar nicht toll, das war unhaltbare Behaupterei meinerseits.

Pedro Geromel verlässt den 1. FC Köln im Sommer. "Beschlossene Sache" sei es. "Juventus Turin, Lazio und AS Rom und Sporting Lissabon" wollten den Innenverteidiger haben. Der FC verkauft Geromel, auch aus Gründen der finanziellen Sanierung.

Ein Blick auf die Quelle läßt aufatmen: Puh. Der Express. Wer der Boulevardzeitung aus dem Hause Neven DuMont in Sachen Kölner Transfers glaubt, wird sich wundern, warum so wenige Spieler im Kader des FC stehen, schließlich werden in jeder Transferperiode wöchentlich ca. 234897 Spieler als geheime Transfersache enttarnt. Glaubwürdige, seriöse Quelle und Express sind bekanntermaßen zwei Begriffe, die in keinerlei Zusammenhang stehen.

Aber.

Leider ist das ganze keineswegs undenkbar.
Natürlich, aus rein sportlicher Sicht wäre der Transfer Geromels ein herber Verlust. Und sollte irgendein sportlicher Verantwortlicher beim FC da anderer Meinung sein, so möge er bitte zum Curling wechseln.
Fakt ist allerdings wohl, das kein anderer Spieler aus dem Kader des FC einen vergleichbaren Marktwert hat. Auf acht Millionen Euro beziffert Transfermarkt.de die Ablöse für den Brasilianer, ich halte dies für einen Wechsel innerhalb der Bundesliga für realistisch, handelt es sich beim kaufenden Klub um eines dieser finanziell überhitzten Gebilde aus England, Spanien oder Italien, wäre wohlmöglich noch mehr drin. Der FC hat in den vergangenen Wochen keine Möglichkeit ausgelassen, zu betonen, dass das Ende der finanziellen Fahnenstange erreicht sei und zur nächsten Saison gewiss kein weiterer finanzintensiver "Kracher" auf der Türschwelle stehe.

Das Geld käme also recht, vielleicht wird es sogar benötigt. Allerdings läuft Geromels Vertrag noch bis 2014, ihn für ein gutes Geld zu verkaufen wäre also auch noch ein oder gar zwei Jahre später möglich. Letzten Endes hängt es also wohl an der Größe des Lochs in den Kölner Finanzen, sowie, natürlich, am Spieler. Nun ist Geromels Bescheidenheit in Sachen Karriere ja bekannt, der Mann hat ja einst zu Protokoll gegeben, dass ihn die brasilianische Nationalmannschaft gar nicht sonderlich reizen würde. Ob das allerdings ausreicht, um auf weitere zwei, drei Jahre im Mittelmaß der Bundesliga herumzuvegetieren, ist eine andere Frage.

Und niemand kann behaupten, es käme überraschend, ich kenne keinen FC-Fan, der davon ausgeht, dass uns die Lebensversicherung aus Sao Paulo ewig erhalten bleibt. Zu gut ist Geromel, auch wenn er in dieser Saison das eine oder andere Mal ungewohnte Schwächen zeigte.

So bleibt also alles wie es ist: Eine nicht allzukleine Wahrscheinlichkeit, dass es früher oder später so kommen wird, und ein Express Artikel, der, wie üblich, nicht ernstgenommen werden kann, weil er eben ein Express Artikel ist.

Was allerdings befremdlich stimmt, ist der Satz "Im Kollegenkreis hat Geromel seinen Abschied angedeutet". The mannschaftsinterner Maulwurf strikes back. Im Verdacht stehen zwei slowenische Nationalspieler, von denen behauptet wird, sie seien für den hohen Fluß an internen Informationen zum mühsam als Presse getarnten Fantasieblättchen zuständig. Ob dem so ist, kann ich nicht beurteilen. Aber, wer auch immer da plaudert, möge doch bitte tatsächlich auf die Transferliste gesetzt werden.

Sofern dieser konspirative Kontakt nicht auch bloße Behaupterei seitens des Express ist.

Montag, 25. Januar 2010

Dä Tschitschi: Von der Kunst der Geduld

Vor einem Jahr ungefähr zeichnete sich langsam ab, daß man um eine weitere Enttäuschung nicht herumkommen würde: Adil Chihi, junges Talent mit deutschen und marokkanischen Wurzeln, seit der Zweitliga Saison 2006/07 in der Profimannschaft des 1. FC Köln tätig, würde dann wohl doch nicht das werden, was man sich von ihm einst erhoffte.
Spätestens zum Ende der vergangenen Saison, in der er zwar 19 Einsätze tätigte, allerdings nicht einen einzigen dieser über 90 Minuten und zumeist nur als Joker im Spiel war, war dann jedem aufmerksamen Beobachter klar: Das wird nichts mehr. Die erste Liga ist schlichtweg zu groß für ihn. Chihi stagnierte seit mindestens anderthalb Jahren. Durchaus mit einer ansehnlichen Technik gesegnet, die schon in seiner Debütsaison - im Alter von knapp 18 Jahren - manchen Beobachter mit der Zunge schnalzen ließ, mangelte es ihm an Spielübersicht (häufig) und Durchsetzungsvermögen (fast immer). Was nützt ein schönes Dribbeling, wenn der Ball, ausnahmsweise mal nicht vertändelt, anschließend ohne Umstand in des Gegners Fuß gespielt wird?

Zum Beginn dieser Saison galt Chihi dann eigentlich nur noch als Bankdrücker, Ergänzungsspieler, wie sich das heutzutage nennt. Als solcher kam er auch am Anfang der Saison zum Einsatz, als der gesetzte Sturm Novakovic und Podolski noch verletzt und / oder unfit war. Und er enttäuschte die schlechten Erwartungen nicht: Kopf runter, da ist der Ball, da ist der Gegner und weg ist der Ball, stehen bleiben, enttäuscht gucken (das allerdings kann er wirklich gut). Am 4. Spieltag dann ein plötzliches Hoffnungszeichen, ein wunderschön geschossenes Tor bei der ansonsten katastrophalen Auswärtsniederlage in Hamburg. Aber es schien ein Strohfeuer zu sein, Soldo jedenfalls ließ an seiner statt lieber Sebastian Freis spielen und Adil Chihi wärmte die Bank.

Irgendwann gen Ende der Hinserie jedoch scheint etwas passiert zu sein. Ein, zwei Kurzeinsätze, ein Spiel gegen Freiburg von Beginn an - immer noch viel Murks, immer noch viel Zwang zum Aufstöhnen beim geneigten Zuschauer, doch langsam aber stetig häuften sich die guten Aktionen. Dann das letzte Rückrundenspiel gegen Nürnberg, eine gute Partie und immerhin eine Torvorlage. Und nun, zum Beginn der Rückrunde, man mag es kaum glauben, auch wenn es genau das ist, auf das man immer hoffte: Chihi ist präsent, deutlich exakter in seinen Flanken und Pässen und, man höre und staune, durchsetzungsfähig. Hin und wieder ist er noch da, der gute alte flattrige Moment, wenn er überhastet den Torwart anschießt oder den Ball leichtfertig verliert, aber es ist überdeutlich: Adil Chihi is back. In der Kölner Offensivabteilung, die insgesamt natürlich auch zur Zeit nicht gerade zur formstärksten aller möglichen ernannt werden kann, ist Chihi tatsächlich im Moment der wichtigste Spieler. Wer hätte solches vor einem oder einem halben Jahr prognostizieren wollen?

Wenn es ihm gelingt, diese Form konstant zu zeigen und auch weiterhin an den natürlich immer noch vorhandenen Schachstellen zu arbeiten, könnte Adil Chihi ein wandelndes Paradebeispiel dafür werden, daß es sich eben doch lohnt, festzuhalten an den jungen, noch nicht fertigen Spielern. Jenen, die Zeit auf der Weide brauchen, um ihr Talent nicht nur anzudeuten und mal aufblitzen zu lassen, sondern es in der Tat weiter zu entwickeln. Die auf dem Weg dahin allerdings auch manchen Umweg nehmen und den einen oder anderen Schritt zurück oder auf der Stelle machen. Dazu ist natürlich ein Trainer nötig, der ihnen nicht nur diese Zeit gibt, sondern eben auch ein Fußballlehrer im wahrsten Sinne des Wortes ist. Zvonimir Soldo scheint ein solcher zu sein, Christoph Daum war es offenbar weniger, zumindest im Falle Chihi.

Ob er es allerdings schafft, den seit seinem ersten Einsatz als Jugendlicher aufgrund einer unterstellten Ähnlichkeit zu gewissen befellten Puppen errungenen Spitznamen als "Dä Tschitschi" wieder loszuwerden, darf bezweifelt werden. Macht aber nichts.

Freitag, 15. Januar 2010

Der alte Mann und der Ball

Ich muss zugeben, ich war skeptisch, als damals, im Jahr 2007 die Verpflichtung des fast 35 jährigen Marco Gebhardts durch den 1. FC Union Berlin bekannt gegeben wurde. Der Name noch geläufig aus der einen oder anderen Bundesligapartie für Eintracht Frankfurt gefühlte 3 Millionen Jahre zuvor. Ein Fußballstück, das oft schon aufgeführt wurde: Der alte Mann und der Ball. Oftmals garniert mit den Beilagen Überheblichkeit, Lauffaulheit und Vertragsabsitzerei. Gerade in den unteren Ligen immer wieder ungern gesehen.

Und in der Tat Marco Gebhardt gab das Stück "Der alte Mann und der Ball" - allerdings in der anderen, weitaus erfreulicheren Variante: Die Stärkebeilagen Übersicht, Erfahrung und Unermüdlichkeit brachte er nämlich mit. Noch dazu war seine Ballbehandlung in jener Regionalligasaison, deren Ausgang über die Zugehörigkeit zu der dann neu gegründeten 3. Liga entscheiden sollte, herausragend. Marco Gebhardt war eindeutig Chef auf dem Platz ohne jemals eine solche Attitüde an den Tag zu legen, jedenfalls nach Außen hin.

Nun, zweieinhalb Jahre später hat der Verein offenbar beschlossen, daß es nicht mehr reicht, daß das Alter eine zu große Rolle spielt, daß die 2. Liga zu stark ist für Gebhardt. Der im Sommer auslaufende Vertrag wird nicht verlängert und wenn Gebhardt - ebenso wie Michael Bemben - noch in dieser Transferperiode wechseln wolle, um anderswo zum Ausklang seiner Karriere regelmäßig zu spielen, man dem Spieler ziehen lasse. Das mag für Gebhardt unschön sein, es wäre sicher angenehmer, weiterhin gebraucht zu werden, und auch für uns, die Zuschauer auf den Rängen ist es kein Quell der Freude, denn Gebhardt gehörte schließlich zu den Hauptakteuren des rasanten Aufstiegs Unions der letzten Jahre.

Aber es ist fair, und auch wenn es nicht schön ist, richtig. Union stellt die älteste Mannschaft der 2. Liga und der eingeläutete Verjüngungsprozeß tut dringend Not. Wichtig ist, daß der Verein gelernt hat aus den Debakeln der Vergangenheit, wenn es darum ging, verdiente Spieler zu verabschieden, man denke nur an den höchst unruhmreichen Abgang des Tom Keiler Persich.

Heute beginnt die Rückrunde und ich hoffe darauf, daß ich in dieser noch einmal die Gelegenheit haben werde, Marco Gebhardt zu applaudieren, ob nun heute, vor Ablauf der Transferperiode oder spätestens im Sommer zum Ende der Rückrunde. Denn der alte Mann hat sich stets gezeigt, hatte großen Anteil am steilen Weg nach oben und wird niemals vergessen.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Der "verrückte" Herr Lehmann

Das war so: Nach relativ gelungener Fernunterstützung des 1. FC Union Berlin in einer hübschen Kaschemme kam ich am späten Sonntagnachmittag nach Hause und schaltete den Videotext an, um den Ausgang bzw. Fortgang der beiden Sonntagsspiele zu besehen. An dieser Stelle grüße ich den Kellerbrand im Nachbarhaus, der mich derzeit ohne Internetverbindung dastehen läßt.
Wie dem auch sei, aus dem Videotext jedenfalls sprang er mich an, noch bevor ich irgendein Ergebnis sehen konnte, der wildgewordene Lehmann. Ausraster! Rote Karte! Sieg verschenkt!

Kurze Zeit später wurde es dann dramatisch, jedenfalls in der Tonlage des DSF Moderators. Ein herumirrender ehemaliger Nationaltorwart, eine weggenommene Brille und immer wieder die Erwähnung dieses Ausrasters in der 86. Minute, mit dem Lehmann, völlig unmotiviert und ohne Grund seiner Mannschaft den Sieg stahl. Ein Mann auf dem Weg in den Wahnsinn. Mindestens. Nochmal und nochmal die gleichen Szenen - Lehmann geht nach dem Spiel mindestens zehn Mal am gleichen Häuschen hinter dem Mainzer Stadion vorbei, jedenfalls wenn man den Bilder des DSF glauben darf.

Etwas später. Jetzt mal bewegte Bilder vom Spiel. Die Schlußminuten nähern sich, des Reporters Stimme bereitet uns schon mal vor, dass es gleich losgeht, mit dem durchgeknallten Wahnsinnigen - nur noch schnell eine kleine Begebenheit am Rande.. Da ist er ja schon, der vielleicht ehemalige Stuttgarter Torwart, aber irgendwie ist das noch nicht die Szene, DIE Szene. Da wird nur schnell, im vorbeihuschen quasi, gezeigt, wie der Mainzer Stürmer Bancé völlig ohne jede Not den auf Zeit spielenden Lehmann umholzt und aufreizend lässig neben ihm stehen bleibt. Nicht weiter wichtig. Denn jetzt kommts, jetzt knallt er durch, dieser Lehmann, der hat doch neulich erst hinter der Werbebande und so, dieser Verrückte, dieser..

Kinners: Kirche. Dorf. Drinlassen. Ein Revanchefoul, sicherlich dämlich und unsportlich, aber alltäglich. Erst der Eine den Anderen, dann der Andere den Einen. Rotwürdig vielleicht, beides, wenn denn. Wer anderes sieht, glaubt jeden Bären, der ihm vom Boulevard aufgebunden wird. Hingucken schadet nicht, insbesondere vor der Empörung.

Um dem vorzubeugen: Mir ist Jens Lehmann relativ wurscht. Aus tabellarischer Sicht finde ich es sogar gut, wenn er seinen Verein schwächt, auch wenn ich ziemlich sicher bin, daß der VfB sich fangen wird und in der Rückrunde keine größere Rolle mehr im Abstiegskampf spielen wird.

Dienstag, 17. November 2009

"Wir werden dich nie vergessen"

Maurice "Mucki" Banach * 9. Oktober 1967 in Münster; † 17. November 1991



Quelle: Geissbock-Echo, 10.12.91


P.S.: Der Beitrag liegt schon länger hier, um am heutigen Tage veröffentlicht zu werden. Die Parallelität der Bilder und Worte ist nicht beabsichtigt.

Montag, 12. Oktober 2009

San Palermo (Eine Leseempfehlung)

Eigentlich sollte hier ein Beitrag über den Mann stehen, der am vergangenen Samstag mit seinem Tor in der 92. Minute einem Gott den Arsch rettete (und wer kann sowas schon von sich behaupten?) und die Albiceleste im Rennen um die Teilnahme für die WM im nächsten Jahr hielt. Über Martín Palermo gibt es nämlich unzählig viele Geschichten zu erzählen, von denen jede einzelne einen Beitrag wert wäre.

Weil das nun aber so auf der Hand liegt, bin ich nicht der einzige der auf die Idee kam, und deswegen wird das hier kein Beitrag, sondern nur ein schnöder Lesebefehl. Alle Anekdoten um Martin Palermo, den "Tor-Optimisten" findet ihr bei den Argentinien-Experten von Fußball auf Argentinisch. Schwerstens Empfehlenswert.

Dienstag, 1. September 2009

Wenn Imageberater schlafen. Der Fall JAKO vs. Trainer Baade

Eigentlich leben wir ja in Zeiten, in denen man sich immer häufiger wünscht, der große Berufegott hätte nicht geschlafen, als die Menschheit den Imageberater erfand. Alle Nase lang wird man gezwungen, innerlich aufzustöhnen, weil man wieder einmal über die aalglatten Forumlierungsverbrechen westerwelliger Schönredner stolpern muß.

Eigentlich. Uneigentlich gibts dann aber auch die Momente, in denen man verdutzt innehält und sich verzweifelt fragt, warum verdammt noch mal Firma XY nicht mal jemand gefragt hat, der sich damit auskennt. Mit Image. Und wie man ihm dient. Und was man besser nicht macht.

Der just bekannt gewordene Fall der Abmahntollwut des Konzerns JAKO gegen den Blogger Trainer Baade ist so ein Fall. Ich versuche mal die Kurzfassung:
Mitte April schreibt Trainer Baade einen Artikel über das neue Logo der Firma JAKO und darüber, daß es aus seiner Sicht nicht sonderlich gelungen ist. Der Konzern JAKO hingegen findet diesen Blogbeitrag nicht sonderlich gelungen und schickt seine Anwälte los. Abmahnung, Unterlassungsklage, Verpflichtungserklärungen. Trainer Baade zahlte, unterschrieb und nahm den betreffenden Artikel von seinem Blog.
Soweit, so schlecht. Es ward noch schlechter. Offenbar fand sich der Artikel, ohne des Trainers Zutun, noch beim Newsaggregator newstin.de. Und wurde dort gefunden, von von JAKO losgeschickten Bluthunden. Ergebnis: Trainer Baade solle 5100 € Strafe zahlen (weil er gegen die Unterlassungserklärung verstoßen habe), zusätzlich dazu noch die Anwaltskosten. Selbst wenn er den Artikel nicht selbst eingestellt hätte, und nun wird es so absurd, daß es schon wieder komisch ist, so hätte er es doch unterlassen, das Internet nach dem Artikel abzusuchen. Das Internet.
Und um den bunten Strauß von Absurditäten noch anzurunden, soll Trainer Baade das nächste Mal, wenn der Artikel oder Forumlierungen aus ihm irgendwo "im Internet" erscheinen, gleich 10.000 € Strafe zahlen.

dogfood hat das Ganze in Langform mit allen Einzelheiten bei allesaussersport dargestellt. Ein unbedingter Lesebefehl.

In der Zwischenzeit kann man nur hoffen, daß die Marketingabteilung der Firma JAKO aus dem Winterschlaf erwacht und den Anwälten in den Arm fällt. Gerade sorgen letztere nämlich dafür, daß das Image der Firma JAKO mit Begriffen wie Unsympathisch, Unsozial, Maßlos und Weltfremd aufgeladen wird. Und das kann ja nicht im Sinne des Imageberatererfinders sein.

Edit: Um sich einen Überblick über die derzeit durch die Blogs und Twitter laufende Welle der Empörung zu verschaffen, lohnt sich ein Blick zu z.B. probek, der das dankenswerterweise fein säuberlich auflistet.

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